Koch & Gsell insolvent

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09.01.2024
Heimat Zigaretten

Das 2015 gegründete Schweizer Start-up Koch & Gsell hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Produzentin reiner Schweizer Tabak- und Hanfzigaretten einen Namen gemacht. Nun ist die Firma insolvent. Gründe sind das Ende des Hanfhypes, die zurückhaltende Konsumentenstimmung und das raue Investitionsklima.

Bereits 2019 kam Koch & Gsell das erste Mal an seine finanziellen Grenzen und musste Nachlassstundung beantragen. Diese konnte 2020 zwar erfolgreich beendet werden. Doch praktisch sämtliche Gewinne flossen in die Rückzahlung der Schulden flossen, so dass praktisch keine Liquidität für Marketing und Verkauf übrig blieb. Die negativen Image-Effekte aus der Nachlassstundung konnten nicht korrigiert werden, die Umsätze stagnierten und begannen mit dem Ende des Hanfhypes und der angespannteren makroökonomischen Lage – Covid, Ukraine, Inflation – zu sinken und betrugen Ende Dezember 2023 noch CHF 4 Mio., verglichen mit CHF 6,2 Millionen im Dezember 2021.

Inhaber und Geschäftsführer Roger Koch bemühte sich erneut um Investoren, doch scheiterte ein Deal mit der kanadischen Firma Flora Growth kurz vor Weihnachten 2021, da sich das kanadische Unternehmen überraschend aus den Verhandlungen zurückzog. Nach einem kleinen Betriebsgewinn im Jahr 2021 von rund CHF 160'000 erlitt das Unternehmen im Jahr 2022 dann erneut einen Verlust, der kaum mehr zu kompensieren war.

Trotz intensiver Suche nach Investoren konnte Koch & Gsell keine neuen Geldgeber finden, die sich insbesondere nach dem Zusammenbruch sämtlicher Cannabis-Titel an der kanadischen Börse und dem generell raueren makroökonomischen Klima sehr zurückhaltend zeigten.

Erfolge – jedoch ohne monetäre Folgen

Dies, obschon Koch & Gsell in den vergangenen drei Jahren auch mehrere Erfolge verzeichnen konnte: So wurde der erste biologisch abbaubare Filter aus Cellulose gemeinsam mit der Firma McAirlaid’s in sämtlichen Zigaretten eingesetzt, die Universitätskliniken Basel publizierten zwei Studien mit den Heimat-Hanfzigaretten, die die positive Wirkung von Hanf im psychiatrischen Umfeld wissenschaftlich erwiesen, und mit dem «Fresh Cannabis Ice Tea» erhielt das Unternehmen noch im Oktober 2023 als erstes Unternehmen die Verkehrsfähigkeitsbescheinigung für einen reinen Hanfeistee in Deutschland. Allerdings fehlte auch hier stets die Finanzkraft, um die Innovationen angemessen vermarkten zu können.

Verlust der Tabak-Betriebsbewilligung und Insolvenz

Da Koch & Gsell sinkende Umsätze verzeichnete, über ungenügend Liquidität verfügte, keine Geldgeber fand und auch das Aktionariat nicht bereit war, Kapital einzubringen, konnte das Unternehmen im November 2023 die Bürgschaft für den Erhalt der Tabak-Betriebsbewilligung (den sogenannten «Revers») von rund CHF 450'000 nicht mehr leisten. Deshalb folgte im November 2023 der Entzug der Tabak-Betriebsbewilligung, was für Koch & Gsell in der Konsequenz Umsatzeinbussen von rund 50 Prozent bedeuten würde. Diverse Rettungsversuche in letzter Minute scheiterten, weshalb nur der Antrag auf Insolvenz blieb.

Es ist offen, wie es weitergeht: Ein Neustart, der sich ausschliesslich auf das margenträchtigere Hanfgeschäft konzentrieren würde, wäre gemäss Gründer und Geschäftsführer Roger Koch denkbar. Das ganze Team wäre gemäss dem Gründer und Inhaber bereit weiterzumachen. Doch auch für eine Anschlusslösung werde Kapital benötigt.Koch kommentiert, «nun müssen wir aber zuerst einmal die Insolvenz bewältigen. Es tut mir extrem leid für alle Gläubiger, die uns derart geholfen haben und nun leer ausgehen. Wir haben alles versucht – aber es hat letztlich nicht gereicht.»

(Press release / SK)

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