„Wir wollen zum Google für Dienstleistungen werden“

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08.08.2013

Heute lanciert das Start-up Mila in Berlin das Tasksharing-Business in Deutschland. In Zürich zählt die Shareconomy-Plattform Mila bereits über 10‘000 Nutzer. Doch dereinst sollen es weltweit Millionen sein. Wie Mila dies erreichen will, sagt Firmengründer Manuel Grenacher im Interview mit dem starupticker.ch.

Herr Grenacher, mit Mila haben Sie eine Online-Version der Gelben Seiten realisiert. Was ist Ihr Ziel?

Manuel Grenacher: Mila ist eine Plattform, auf welcher Privatpersonen mit ihrem Smartphone oder auch über den PC kleine Aufgaben des Alltags wie Gartenarbeiten, Ikea-Möbel zusammenstellen, mit dem Hund spazieren gehen, Blumen tränken oder etwa Hemden bügeln an Dienstleister abgeben können. Mit Mila wollen wir zum Google für Dienstleistungen werden. 

Sie sind seit Mitte April dieses Jahres in Zürich aktiv. Jetzt wollen Sie mit Mila in Berlin durchstarten.

Das ist unser Plan. Die Vermittlung von Dienstleistern für kleine Aufgaben ist zwar ein lokales Geschäft. Doch um nachhaltig erfolgreich sein, braucht es einen internationalen Brand und Millionen von Nutzern. Berlin ist unser Pilotstandort für Deutschland. Dort richten wir aber auch unser europäisches Hauptquartier ein. Ab nächstem Jahr werden wir uns Schritt für Schritt weitere Städte in Deutschland sowie in anderen EU-Ländern erobern. In Asien sind wir schon in Jakarta und in Shanghai aktiv.

Warum haben Sie Berlin als Standort für das europäische Hauptquartier gewählt?

Mit über 4 Millionen Einwohnern ist Berlin ein idealer Standort, um mit unserer Shareconomy-Plattform in Deutschland schnell Fuss zu fassen. Nach Berlin gehen viele Start-ups. Dort stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Allein die Miete für die Büroräume ist mindestens vier Mal günstiger als in Zürich. In Berlin sind auch gute Mitarbeiter zu finden, besonders in den für uns matcheintscheidenden Bereichen Verkauf und Marketing.

Warum setzten Sie für den Marktaufbau neben Europa auf Asien und dort vor allem auf China?

In den riesigen Millionen-Städten Chinas wie eben in Shanghai gibt es hunderttausende Menschen in höheren Positionen, die sehr beschäftigt sind und Services, wie wir sie anbieten, benötigen. Die Menschen in Asien sind zudem gegenüber mobilen Marktplätzen offener als wir Europäer.

Gerade das Geschäft in China ist mit grossen Risiken verbunden. Müssen Sie nicht wie andere Anbieter von Online-Services befürchten, dass Mila von einer chinesischen Behörde zensuriert oder gar abgestellt wird?

Man kann nicht einfach Mila aus der Schweiz nach Asien exportieren. Sie müssen in China auch entwickeln und produzieren. Sie brauchen Chinesen in Führungspositionen sowie ein lokales Team und vor allem auch Kooperationspartner vor Ort. In Shanghai arbeiten wir mit China Unicom zusammen. Das ist quasi die Swisscom von China. Dank dieser Kooperation haben wir unser Business in China ziemlich abgesichert.

Und wann gehen Sie in die USA?

Das hat keine Eile. Wir haben im Tasksharing-Geschäft weltweit einen Marktvorsprung, ausser in den USA. Dort gibt es mit Taskrabbit und etwa Zaarly auch schon Konkurrenten.  Wenn wir dort unseren Markt aufrollen würden, müssten wir ab Start riesige Summen ins Marketing investieren.

Auch ohne US-Markt wird der Aufbau eines internationalen Brands Dutzende von Millionen kosten.

Ich habe erfolgreich meine Software-Firma Coresystems aufgebaut, international positioniert und dabei viel gelernt. Um Mila zu einem international bekannten Brand zu machen, benötigen wir mehrere zehn Millionen Franken. Das Geld ist aber nicht das Problem. Entscheidend ist, dass wir in kurzer Zeit einen Leistungsausweis erbringen können und mittelfristig zu einer vernünftigen Profitabilität kommen.

Im März haben Sie eine Finanzierungsrunde über drei Millionen Franken geschlossen. Dieses Geld wird aber bei dem raschen Tempo, mit dem Sie in Europa und Asien agieren, nicht lange reichen. Wann steht die nächste Finanzierungsrunde an?

Konkret sind wir gerade dabei, eine nächste Finanzierungsrunde durchzuziehen. Im Boot haben wir eine Gruppe von Business Angeln aus der Schweiz und Deutschland.

Zu den bisherigen Investoren gehören der ehemalige Swisscom-Manager Adrian Bult und das langjährige SAP Vorstandsmitglied Peter Zencke. Wie überzeugt man solche Topmanager von einer Geschäftsidee?

Die Beschaffung von Geld ist Chefsache. Entscheidend ist eine offene und transparente Kommunikation, damit zu den Investoren ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann. Gelingt dies, dann ist es auch viel einfacher, zusätzliche Investoren für das Geschäft zu begeistern.

Wollen Sie mit Mila einmal an die Börse?

Ich bin Vollblutunternehmer und will nachhaltige Geschäfte für alle Beteiligten, also sowohl für die Kunden, die Mitarbeiter wie auch für die Investoren aufbauen.  Über einen Exit, sei dies ein IPO oder ein Tradesale, denke ich dann nach, wenn uns entsprechende Angebote vorliegen. Das dauert aber noch mindestens drei, wenn nicht fünf Jahre.

Was ist Ihre Zukunftsvision für Mila?

Meine Vision ist, dass wir möglichst vielen Menschen mit den Services von Mila das Leben einfacher machen können. Oberstes Ziel von mir ist, dass wir bis 2017 weltweit über 10 Millionen User haben.

Über Manuel Grenacher und seine Unternehmen
Manuel Grenacher (32) startete sein Software-Unternehmen als Einzelfirma zusammen mit Kollegen bereits während seines Studiums an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg-Windisch. 2006 machte er Coresystems zu einer Aktiengesellschaft. Erste Erfolge verzeichnete das Unternehmen als SAP-Dienstleister. Kunden sind Grossfirmen und KMU. Heute entwickelt und vertreibt das Unternehmen Apps für Cloud- und Mobile-Lösungen, welche den Zugriff auf lokale Informationen aus ERP-Umgebungen erlauben. Corseystems beschäftigt heute 140 Mitarbeiter und ist weltweit präsent.  Das Start-up Mila, 2013 gegründet, ist ein Spin-off von Coresystems und beschäftigt derzeit 40 Mitarbeitende.

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