„Wir würden gerne noch mehr Fintech Projekte durchführen“

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Stefan Kyora

09.05.2018
Johannes Hoehener

Vor knapp zwei Jahren ist Swisscom mit ihrem Fintech-Cluster gestartet. Wir haben mit dem Leiter Johannes Hoehener einen Blick hinter die Kulissen geworfen und uns mit ihm über Learnings, Erfolgsquoten von Fintech-Projekten und geschärfte Anforderungen für Startups unterhalten.

Herr Hoehener, vergangene Woche hat sich Swisscom zusammen mit anderen Grossunternehmen am Blockchain-Startup Metaco beteiligt. Zudem wollen Sie die Metaco-Lösung in Swisscom Services integrieren. Ein typischer Fall?

Ja, durchaus. Wir arbeiten mit vielen Fintech-Startups zusammen, in die Swisscom investiert hat. Weite Beispiele sind Advanon, bexio, Pricehubble oder NetGuardians, deren Lösung wir ebenfalls in unser Angebotsportfolio integriert haben oder wo wir eine Integration prüfen.

Wie kommen solche strategischen Kooperationen zustande?

Dies ist unterschiedlich. Im Fall von Metaco haben wir den Markt systematisch gescreent und die Firma schliesslich von uns aus angesprochen. Ein weiterer wichtiger Kanal, über den wir auf Startups aufmerksam werden, ist Swisscom Ventures. Aber wir haben natürlich auch interne Projekte, die wir zum Beispiel über unser Intrapreneurship-Programm namens Kickbox generieren.

Seit zwei Jahren geht die Swisscom Fintech-Projekte in ihrem Fintech-Cluster systematisch an. Was sind die wichtigsten Learnings?

Ein wesentlicher Punkt ist Einfachheit. Der Prozess, nach dem die Projekte abgewickelt werden inklusive der Exit-Optionen und der thematischen Schwerpunkte passt heute auf eine A4-Seite.
Ein weiteres wichtiges Learning ist sicher, dass wir einen fünften Prozessschritt nach der erfolgreichen Umsetzung eines PoCs hinzugefügt haben, die Proof of Execution Phase. Die Integration einer Innovation in den Konzern oder die Gründung einer neuen Firma sind Schritte, für die noch einmal viel Energie investiert werden muss.

Wie gross ist der Anteil der Projekte, die es durch den ganzen Prozess schaffen?

Die Quote liegt bei etwa zehn Prozent.

Das tönt nicht gerade nach viel.

Es entspricht der Quote, die man etwa in der Literatur lesen kann. Sie müssen sehen, dass wir auch keine Projekte künstlich am Leben erhalten. Die Kriterien im Rahmen der Prozessschritte sind knallhart, zum Beispiel vor dem PoC der Nachweis eines Kundenbedürfnisses, klare Stakeholderidentifikation, oder nach dem PoC die Nominierung des CEOs.
Wenn sich drei Monate nichts getan hat, beenden wird das Vorhaben.

Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren?

Am wichtigsten sind ganz klar die Personen. Im Fall der Zusammenarbeit mit Startups meine ich dabei sowohl Personen auf der Seite des Jungunternehmens als auch bei der Swisscom. Wir fangen heute ein Projekt gar nicht mehr an, wenn nicht klar ist, wer es vorantreibt. Dazu kommt die Marktakzeptanz. Wir verfolgen heute zudem nur noch Projekte mit einer gewissen Marktgrösse. Wenn man mit einem neuen Angebot im guten Fall nicht mindestens auf fünf Millionen Franken Umsatz kommen kann, stoppen wir es.

Sie haben von thematischen Schwerpunkten geredet. Welche sind dies?

Es sind drei. Erstens Finanzmarktplätze, zweitens Vertrauensdienste rund um die E-ID – ein Beispiel ist ein Projekt für ein digitales Notariat, das schon weit fortgeschritten ist. Drittens foussieren wir uns auf Crypto Property Services. Hier geht es um die Tokenisierung von Aktien und Dienstleistungen rundherum. Wir sind daran, eine Token Generating Factory zu bauen, mit der zum Beispiel KMU ganz einfach ihre Aktien handelbar machen können. Dass dies grundsätzlich funktioniert, haben wir im Rahmen der digitalswitzerland challenge bereits aufgezeigt.
Meine Vision ist, dass ich Ihnen einen solche Aktien-Token mit einer Fingerbewegung auf dem Handy verkaufen kann. Zu diesem Schwerpunkt der Crypto Property Services gehört etwa Metaco mit seinem digitalen Token-Safe.

Was muss ein Startup mitbringen, das mit Swisscom zusammenarbeiten will?

Das Startup-Team sollte sich selbst fragen, warum es mit der Swisscom kooperieren will und welche unserer Kompetenzen es nutzen will. Wir besitzen zum Beispiel sehr grosses Know-how im Bereich Cloud oder bei der Implementation und dem Betreiben von Bankensoftware, sind also ein interessanter Partner für das Skalieren von Lösungen.

Sind Sie derzeit auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern?

Absolut. Wir würden gerne noch ein bisschen mehr Projekte durchführen. Zudem merken wir, dass es schwieriger wird, gute Ideen zu generieren.

Denken Sie, dass die Schweizer Fintech-Szene in der Lage ist, weiter neue Ideen zu liefern, oder gibt es Ermüdungserscheinungen?

Ich sehe eine grossartige Dynamik in der Schweizer Fintech-Szene. Als wir begonnen haben mit unseren Fintech-Maps den Markt zu scannen, haben wir 35 Unternehmen entdeckt. Auf der aktuellen Karte vom Mai sind es nun 230. Hinzu kommt die starke Position bei Crypto-Themen. Wir sind hervorragend unterwegs.  

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