Wie Biotech-Start-ups Investoren überzeugen

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03.10.2011
Von gedämpfter Stimmung war am Biotech Connect Day nichts zu spüren. Die anwesenden Jungunternehmer waren überzeugt, dass Biotech-Start-ups nach wie vor erfolgreich sein können, wenn sie nur ihre Hausaufgaben erledigen. Und sie gaben gleich auch handfeste Tipps.

Die Zeiten sind nicht einfach für die Biotech-Industrie. Kostendruck, sinkende Effizienz bei der Medikamentenentwicklung aber auch die Entwicklung der Aktienkurse macht der Branche zu schaffen. Wie sich die verschiedenen Akteure der Branche diesen Herausforderungen stellen, konnte man am Biotech Connect Day erfahren. Den Event führte der auf Biotechnologie fokussierte Business Angel Club BioBAC im Rahmen der Biovalley Life Sciences Week letzte Woche in Basel durch.

Die Veranstaltung startete mit einem eindrucksvollen Referat von Ameet Nathwani, Global Head of Development for cardiovascular and metabolism bei Novartis. Er schilderte im Detail die Massnahmen, die Novartis trifft, um Effizienz und Ausbeute bei der Medikamentenentwicklung zu verbessern. Wichtige Punkte waren unter anderem das softwaregestützte Management des Projektportfolios aber auch der Einsatz von Simulationen zur Abschätzung der Effektivität neuer Medikamente.

Danach waren die Jungunternehmer an der Reihe. In einer Podiumsdiskussion unter Leitung von BioBAC-Präsident Peter Burckhardt redeten Jean-Pierre Obrecht, CEO Polyphor, und Christian Schaub, CEO von Redbiotec, mit Peter Harboe-Schmidt, Headcoach bei der Innovationsagentur KTI, sowie Jürg Zürcher, Biotechnology Leader bei Ernst & Young über die aktuellen Bedingungen von Start-ups in der Schweiz. 

Der Kostendruck im Gesundheitswesen war auch für die Jungunternehmer ein Thema. Obrecht berichtete etwa von asiatischen Anbietern, die eine harte Konkurrenz für das Service-Geschäft von Biotech-Firmen darstellen. Christian Schaub erwähnte, dass auch ein Start-up wie Redbiotec ständig seine Prozesse optimieren müsse, um die Kosten im Griff zu behalten.

Doch von einer gedämpften Stimmung, die angesichts der ökonomischen Rahmenbedingungen nahe liegen würde, war bei den Firmengründern nichts zu spüren. Beide zeigten sich überzeugt, dass Biotech-Start-ups, die ihre Hausaufgaben machen, nach wie vor reüssieren und insbesondere auch zu Kapital kommen.

Sowohl Obrecht wie auch Schaub gaben handfeste Tipps für die Kapitalsuche. Beide empfahlen Jungunternehmen möglichst rasch Umsatz zu machen. Obrecht wies darauf hin, dass Polyphor seit der Gründung 1996 mehr Geld durch Dienstleistungen eingenommen als sie von Investoren generiert hat. Darüber hinaus riet er, bei der Kapitalsuche über den Tellerrand hinaus zu schauen. Polyphor sei sehr gut mit Privatinvestoren gefahren, meinte der Gründer.

Podiumsleiter Peter Burckhardt überraschte diese Aussage nicht. Er hielt fest, dass es unrealistisch sei, wenn Biotech-Start-ups in einer frühen Phase auf die Grossfirmen der Branche hoffen. Diese warteten mit einer Finanzierung oder einer Zusammenarbeit bis erste Ergebnisse vorlägen. Die erste Phase müsse deswegen von Gründern und Business Angeln finanziert werden.

Christian Schaub von Redbiotec warnte ebenfalls vor Illusionen. Dies hinsichtlich des Stellenwerts der Technologie bei der Kapitalsuche. Erstens lassen sich Investoren seiner Erfahrung nach nicht von breit einsetzbaren Technologieplattformen beeindrucken, sondern verlangten von den Firmen einen klare Fokus, dass heisst den Einsatz der Technologie für die Entwicklung einer bestimmten Produktgruppe.

Darüber hinaus empfahl er zweitens, bei der Investorensuche nicht zuviel Gewicht auf die Technologie zu legen. Vielmehr liessen sich Geldgeber von einem guten Team beeindrucken. Dabei komme es nicht nur auf die Persönlichkeiten und ihre Ausbildung an, sondern auch darauf, dass sich das Team permanent weiter entwickle und weiterbilde.

Obwohl Schaub und Obrecht überzeugt sind, dass junge Unternehmer selbst den Schlüssel zum Erfolg in den Händen halten, hörten sie aufmerksam den Ausführungen von Peter Harboe-Schmidt von der KTI zu. Harboe-Schmidt stellte diejenigen Verbesserungen vor, welche die KTI voraussichtlich ab Mitte Oktober umsetzen kann, falls das Parlament dem Konjunkturpaket des Bundesrates zustimmt.

Auf grosses Interesse stiessen die Erleichterungen bei der Projektförderung der KTI. Insbesondere die Reduzierung der Eigenleistung in bestimmten Fällen, kam gut an. Christian Schaub betonte, dass die bisher verlangten 50 Prozent für ein Start-up wie Redbiotec mitunter nur schwer zu finanzieren sind. Dies insbesondere bei grösseren Projekten mit Millionenbudget.

Grundsätzlich aber sind die Unternehmer sehr zufrieden mit der hiesigen Förderung. Dies betonten Schaub und Obrecht als sie auf die letzte Frage von Diskussionsleiter Peter Burckhardt antworteten. Burckhardt hatte gefragt, welche Wünsche die beiden Unternehmer an die Start-up-Fee hätten. Eine grundlegende Änderung wünschten sich beide Gründer nicht. Dennoch sahen sie in einzelnen Punkten Verbesserungsmöglichkeiten. Schaub etwa hielt Unterstützung beim Identifizieren der richtigen Ansprechpartner in den grossen Pharmaunternehmen für sinnvoll.

Ein Angebot in dieser Richtung folgte auf dem Fusse. Direkt nach der Diskussionsrunde startete der Apéro mit besten Möglichkeiten zum Networking.

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