Risikokapital in der Schweiz: Probleme und Lösungsansätze

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18.10.2013

An einem hochkarätig besetzten Abendanlass der SECA diskutierten Exponenten der Schweizer Risikokapitalszene über die aktuelle Situation. Interessant waren sowohl die Problemanalyse als auch die Präsentationen zu verschiedenen Möglichkeiten, die Situation zu verbessern. Auch der geplante swissfund war dabei ein Thema.

Am Mittwochabend erwartete die Besucher des SECA Events „Venture Capital als attraktive Anlageklasse“ ein gedrängtes Programm. Auf eine Problemanalyse folgten Referate von Emerald Ventures, c-crowd, Dealmarket sowie zum swissfund.

Interessant war bereits die Problemanalyse. Sie begann mit einem Referat von Thomas Heimann, der bei der Seca für market research zuständig ist und Zahlen und Trends zum Schweizer Risikokapitalmarkt lieferte. Zudem steuerten auch Seca-Geschäftsführer Maurice Pedergnana und Jean-Philippe Tripet in seinem Referate zum swissfund aufschlussreiche Fakten bei.

Sowohl die Zahl der Investments als auch das Gesamtvolumen ist seit 2008 deutlich gesunken. Für 2013 ist keine Besserung in Sicht. Momentan liegt die Schweiz hier auf dem Niveau des Vorjahres. Der starke Rückgang ist vor allem auf die abnehmende Aktivität Schweizer Investoren zurückzuführen. Der Beitrag ausländischer Geldgeber blieb dagegen eher stabil. Die Folge: 2012 investierten ausländische VCs zum ersten Mal mehr Kapital in der Schweiz als hiesige Investoren.

Zurückhaltend zeigen sich insbesondere die Pensionskassen. Die SECA schätzt, dass diese pro Jahr rund 30 Millionen Franken in Schweizer Start-ups investieren. Dies ist lediglich 0.1 Prozent der Gelder, die Pensionskassen jedes Jahr neu anlegen.

Zudem ist die Schweiz das einzige Land in Europa ohne staatliche ohne staatsnahe Fonds. Ihre Bedeutung ist in innovativen Volkswirtschaften wie den skandinavischen Ländern sonst sehr gross. In Schweden zum Beispiel stammten in 2012 rund 40 Prozent des investierten Risikokapitals aus staatlichen oder staatsnahen Fonds.

Die Redner wiesen zudem daraufhin, dass die Investments nicht gleichmässig über alle Branchen und Unternehmensphasen verteilt sind. Von den Branchen her liegt der Schwerpunkt nach wie vor auf den Life Sciences. Und finanziert werden vor allem Unternehmen in einer sehr frühen Phase sowie in sehr späten Phasen. Dazwischen – bei Finanzierungen zwischen zwei und zehn Millionen Franken – machte Thomas Heimann ein „Valley of Death“ aus.

Anschliessend stellten drei Referenten dar, wie sie mit diesen Herausforderungen umgehen und was sie tun, um die Lage zu entschärfen. Markus Morr berichtete über Emerald Technology Ventures, einem renommierten weltweit tätigen Fonds, der auf Cleantech fokussiert ist. Er erläuterte, dass auch im Cleantech-Bereich weniger Kapital zur Verfügung steht. Banken und Versicherungen seien als Investoren weitgehend weggefallen. Staatliche oder staatsnahe Organisation und Grossunternehmen, die in die Bresche gesprungen seien, hätten den Ausfall nur teilweise kompensieren können.

Philipp Steinberger stellte die Crowdfunding-Plattform c-crowd vor, die es neuen Anlegergruppen ermöglicht, am Risikokapitalmarkt tätig zu werden. Zudem erläuterte er, dass sich Crowdfunding auch für die Finanzierung von viel versprechenden Start-ups eignet, die für Risikokapitalgeber eher nicht in Frage kommen. Urs Häusler stellte Dealmarket vor, eine Onlineplattform, die Transparenz in den Markt für VC Investitionen bringt.

Jean-Philippe Tripet stellte anschliessend den geplanten swissfund vor, welcher die angespannte Situation in der Schweiz verbessern soll. Der swissfund ist ein Fund-of-fund, der auf marktwirtschaftlichen Prinzipien basiert, das heisst auf Rendite ausgerichtet ist und mit 500 Millionen Franken eine kritische Zielgrösse erreichen soll. Tripet betonte, dass keine Steuergelder in den swissfund fliessen sollen, sondern dass der swissfund so konzipiert ist, dass er für institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Corporates und Stiftungen eine interessante Investmentmöglichkeit bietet. Einen ausführlicheren Artikel zum swissfund werden wir in Kürze auf startupticker.ch publizieren.

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