„In der Nanotechnologie gibt es genügend Platz für innovative Start-ups“

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04.10.2013

Hans-Joachim Güntherodt gilt als Pionier der Nanotechnologie und ist seit 1974 Professor für Experimentalphysik an der Universität Basel. In einem Interview für das Portal des Innovationsnetzwerks i-net äusserte er sich zum Potenzial der Nanotechnologie und zur Rolle, die Start-ups in diesem Gebiet spielen können.

Der Physiker Hans-Joachim Güntherodt war 2001 bis 2006 Leiter des nationalen Forschungsschwerpunkts Nanotechnologie des Schweizerischen Nationalfonds. 2006 wurde er Ehrenpräsident des NCCR (Nanoscale Science Basel) und des Schweizerischen Institutes für Nanowissenschaften (SNI). Das Portal der Nordwestschweizer Innovationsförderung i-net publizierte diese Woche ein ausführliches Interview mit Güntherodt. Wir bringen hier Auszüge, die für Start-ups besonders interessant sind.

Herr Güntherodt, Wo auf dem Innovationszyklus befindet sich denn die Nanotechnologie heute?
Unternehmen, die clever sind, evaluieren oder setzen Nanotechnologien heute ein. Gegenwärtig umfasst der jährliche Weltmarkt für Nanoprodukte über 12 Milliarden USD und er wächst mit rund 15 bis 20 Prozent pro Jahr!

Wo sehen Sie heute das grösste Potenzial für Nanotechnologie?
Nanotechnologie ist eine klassische Querschnittsdisziplin und kann überall eingesetzt werden, von der Materialtechnik über die molekulare Elektronik, bis hin zu den Life Sciences und der Entwicklung neuer Analyse- und Diagnosegeräten in den Medizinaltechnologien.  

Trotz dieser Fülle von Anwendungsfeldern entpuppte sich die Nanotechnologie bislang, anders als die ICT, für Startups eher als Brachland. Wo sind die Microsofts und Apples der Nanotechnologie?
Die Nanotechnologie ist ein sehr viel jüngeres Gebiet als die ICT. Das SNI wurde 2001 gegründet. Bislang sind aus unserer Tätigkeit vier Unternehmen hervorgegangen. Das bekannteste ist Nanosurf in Liestal. Für mich ist klar: Wir befinden uns derzeit in einer überaus spannenden Transformationsphase. Die klassische chemische Industrie wird durch Nanotechnologie abgelöst. Das ist wie in den 60er Jahren als die Transistoren die Röhren ersetzt haben und der digitalen Technologie damit zum eigentlichen Durchbruch verholfen haben. Damals konnte auch niemand voraussehen, dass eine Dekade später Unternehmen wie Intel, Microsoft oder Apple entstehen würden, geschweige denn die heutigen Googles oder Facebooks. Ich bin überzeugt, dass viele der Nano-Champions, die heute noch KMUs sind, das Zeugs dazu haben, die Giganten von morgen zu werden. Dennoch muss man auch feststellen, dass es Unterschiede zur Entwicklung der ICT gibt. Einerseits sind die Einstiegshürden für Startups grösser. Zum anderen werden viele Anwendungsfelder von Nanotechnologien, gerade etwa in der Chemie und in den Life Sciences, auch schon von etablierten Unternehmen bearbeitet. Trotzdem: Das Anwendungsgebiet und das Marktpotenzial ist derart gross, dass es noch genügend Platz gibt für innovative KMUs, Start-ups und Spinn-offs, die in der Nanotechnologie aktiv werden wollen. Gerade in der Region Nordwestschweiz bietet sich eine enorme Chance für die erfolgreiche Weiterentwicklung des bestehenden Industrieclusters.

Sie engagieren sich seit April 2012 ehrenamtlich als Leiter des Technologiefeldes Nano für i-net, die Nordwestschweizer Initiative zur Innovationsförderung. Wie unterstützt i-net Nano Unternehmen, die auf dem Gebiet der Nanotechnologie tätig werden wollen?
Dies erfolgt je nach spezifischer Konstellation sehr individuell. Grundsätzlich bietet i-net Nano ein Netzwerk von ausgewiesenen Spezialisten, mit denen interessierte Unternehmen ihre aktuellen Fragestellungen kompetent diskutieren können. Sie werden auch  mit Partnerfirmen oder Hochschulen zusammen gebracht, um gemeinsam Nano-Projekte zu entwickeln. Über i-net Nano erhalten Unternehmen auch Zugriff auf weltweit zusammengetragenes Wissen und werden so mit Chancen und Risiken der Nanotechnologie vertraut. Zudem sind Unternehmen eingeladen, in den Technologiezirkeln von i-net Nano mitzuwirken. Darüber hinaus wird Unterstützung aus erster Hand geboten bei Entwicklungs- und Förderprojekte mit dem SNI oder bei der KTI. Alles in allem bietet i-net Nano damit eine komfortable Einführung rund um die industrielle Nanotechnologie. Diese Dienstleistungen sind Schweiz- und auch weltweit einmalig.

Picture: Fotolia. With kind support from Fotolia.

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