Das Internet als Chance für die Medizinaltechnik

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06.03.2013
Der 4. Innovation Roundtable von CTI Invest stand unter dem Titel «Medtech 2.0». Rund 60 Investoren, Firmenvertreter und Gründer diskutierten über die Schnittstelle von Gesundheitssystem und Internet. Ausserdem stellten fünf Schweizer Startups ihre Geschäftsmodelle vor.

Gastgeber des 4. Innovations Roundtable von CTI Invest war Zühlke Ventures, der Investmentarm des renommierten Zürcher Engineeringunternehmens. Executive Partner Patrick Griss brachte das Thema Medizinaltechnik und Internet gleich auf den Punkt: die  rasend schnelle Verbreitung von Mikrosystemen, namentlich Mikrosensoren.  Der deutsche Industriezulieferer Bosch, so Griss, habe im Jahr 2012 so viele Mikrosysteme gebaut wie in den zehn Jahren zuvor;  bei ungebrochen steigender Tendenz.

Sensortechnologie als Treiber
Sensoren schaffen eine Verbindung zwischen dem Internet der Menschen und Rechner auf der einen Seite und der Ding- und Körperwelt auf der anderen Seite. Es entstehen neue Herausforderungen in der Datenverarbeitung (Stichwort «Big Data»), aber auch neue Chancen; zum Beispiel im Gesundheitswesen.

Andrea Belliger, Leiterin des Luzerner Instituts für Kommunikation und Führung, wies im Keynote-Referat darauf hin, dass in den USA und Kanada bis heute schon rund 250 Millionen gesundheitsbezogene Apps heruntergeladen worden seien. (Zahlen und Fakten aus der Schweiz liefert der Bericht «Gesundheit im Social-Media-Zeitalter).  Parallel dazu, so Belliger, kämen immer mehr «Smart Devices» auf den Markt; zum Beispiel Medikamentenverpackungen mit Alarmfunktion. Und schliesslich könnten Crowd-Anwendungen die pharmazeutische Forschung und Entwicklung beschleunigen.

In der Diskussion widmeten sich die anwesenden Investoren, Firmenvertreter und Gründer der Frage, was der globale Trend für die Schweizer Medtech-Industrie bedeute. Fünf Jungfirmen lieferten erste Antworten.

Diagnostik
ECG4U entwickelt  einen Elektrokardiographen für den Heimgebrauch. Die Daten werden vom Patienten elektronisch an den Arzt übermittelt, der einen Kurzreport erstellt.

Leman Micro Devices baut ein Sensormodul für die so genannten Lebensparameter wie Blutdruck und Temperatur. Das fingernagelgrosse Modul verfügt über eine Smartphone-Schnittstelle. Die Lausanner konnten bereits gut eine Million Franken Risikokapital generieren.

Auf Blutdiagnostik setzt One Drop Diagnostics. Die chipbasierte Technologie verkürzt die Testauswertung von einigen Tagen auf wenige Minuten. Das Geschäftsmodell sieht eine OEM-Partnerschaft mit etablierten Medtechfirmen vor.

Vernetzung
Hyperweek integriert in ihren Plattformen Social Media-, Filesharing- und Kollaborationsfunktionen. Potenzielle Einsatzgebiet sind komplexe Systeme mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen; zum Beispiel Spitäler.

Sanovation hat einen Onlinedienst für Schmerzpatienten aufgebaut.  Diese führen auf catchmypain.com Schmerztagebücher. Die anonymisierte Auswertung gibt allen Beteiligten ­– Patienten, Ärzten, Pharmaindustrie – Hinweise für Diagnostik, Therapie und Forschung.     

Die abschliessende Diskussion drehte sich um die langfristigen Perspektiven von Medtech 2.0 und die entsprechenden Businesschancen. Die einen Experten waren überzeugt, dass  die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht aufzuhalten sei. Der Patient werde mehr und mehr zum Konsumenten.  Daneben gab es aber auch Stimmen, die auf die besonderen Verhältnisse im Gesundheitswesen hinwiesen. Die hohe Regulierungsdichte und die Schlüsselrolle der Versicherungen verhinderten einen bruchlosen Wandel.

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