2019 erreichten europäische Startups einen Finanzierungsrekord

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21.04.2020
Europa

Laut Startup-Barometer von EY haben europäische Startups im vergangenen Jahr 31,1 Milliarden Franken an Risikokapital generiert. Die Zahl der Finanzierungsrunden war stabil.

2019 stieg der Gesamtwert der Start-up-Finanzierungen in Europa im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden legte dabei allerdings nur um ein Prozent auf 4.246 zu. Jeder einzelne Deal umfasste somit durchschnittlich 7,3 Millionen Euro. Dies zeigt das aktuelle Start-up-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die Studie basiert auf einer Analyse der 2019 erfolgten Investitionen in europäische Start-ups; als Start-ups werden dabei Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. 

«2019 dürfte vorerst das letzte Rekordjahr für das europäische Start-up-Ökosystem gewesen sein», sagt Roger Krapf, Partner sowie Verantwortlicher der Start-up Initiative von EY in der Schweiz. «Die Coronavirus-Pandemie wird nicht nur zu deutlich sinkenden Investitionen führen, bei vielen Unternehmen sind zudem massive Umsatzausfälle zu erwarten. Diese Pandemie hat sich innerhalb von kurzer Zeit zu einer existenziellen Herausforderung für Start-up-Firmen in Europa und weltweit entwickelt» so Krapf.

Die Schweiz liegt laut EY Startup-Barometer bei der Zahl der Finanzierungen auf Platz 4 (hinter Grossbritannien, Frankreich und Deutschland und vor Schweden, Spanien und den Niederlanden. Hinsichtlich des Gesamtvolumens der Finanzierungsrunden liegt die Schweiz laut EY auf Platz 5 (hinter Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden und vor Spanien und den Niederlanden). Das ETH Spin-off GetYourGuide, das im vergangenen Jahr knapp eine halbe Milliarde Franken Risikokapital erhielt, wird dabei nicht als Schweizer Startup gezählt.

Rückgang begann bereits im 2. Halbjahr 2019
Trotz des bevorstehenden Brexits konnte Grossbritannien 2019 seine Spitzenposition innerhalb der europäischen Start-up-Szene behaupten und sogar ausbauen: An britische Start-ups flossen insgesamt 11,1 Milliarden Euro, das sind 54 Prozent mehr als 2018. Die Zahl der Finanzierungsrunden war allerdings rückläufig: Sie sank um acht Prozent auf 971. Und: Von den fünf grössten Finanzierungsrunden in Europa des vergangenen Jahres gingen vier an britische Jungunternehmen.

Bereits im zweiten Halbjahr 2019 war ein Rückgang der Finanzierungsaktivitäten in Europa zu beobachten: Das Investitionsvolumen schrumpfte im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 15 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro, die Zahl der Finanzierungsrunden sank ebenfalls um 15 Prozent auf 1.944. Im Jahr 2020 dürften sowohl die Zahl der Deals als auch die investierten Summen noch deutlich stärker zurückgehen, erwartet Krapf. Wie stark, hänge von der Stärke und Dauer der aktuellen Corona-Krise ab: «Fest steht, dass das europäische Start-up-Ökosystem vor der grössten Bewährungsprobe seiner Geschichte steht», so Krapf.

Finanzierungsengpässe zu erwarten
Im vergangenen Jahr ist zwar enorm viel Geld an europäische Jungunternehmen geflossen – allerdings ging das Gros der Summe an einige grosse und bereits mit viel Kapital ausgestattete Unternehmen. «Dies bedeutet, dass die Mehrzahl der Start-ups nur für einige Monate durchfinanziert ist und danach frisches Geld benötigt», sagt Krapf. «Die Hoffnungen der Branche ruhen nun nicht nur auf Investoren, sondern auch auf den Schutzschirmen, welche einige Länder bereits angekündigt haben. Denn für vielversprechende Unternehmen wird es durchaus noch Zwischenfinanzierungen geben – grosse Neuinvestitionen werden wir aber deutlich seltener sehen als 2019.» 

Für die Kapitalgeber sei die derzeitige Situation ebenfalls eine besondere Herausforderung, da die Bewertungen der Firmen nach unten angepasst werden müssen und ein Ausstieg oder ein Verkauf von Start-up-Firmen damit viel schwieriger geworden seien. «Für die Investoren geht es daher nun vorrangig darum, ihre Portfoliounternehmen durch die Krise zu bekommen», sagt Roger Krapf.  

Innovationen nicht um Jahre zurück
Entscheidend ist in dieser schwierigen Situation, dass der Finanzierungsmarkt nicht vollständig austrocknet, da dies die Innovationskraft der europäischen Start-ups empfindlich schwächen und um Jahre zurückwerfen würde. Gleichzeitig zeigt sich, dass eine noch deutlich stärkere Digitalisierung der Wirtschaft unverzichtbar ist. «Jetzt erweist sich, wie wichtig etwa Plattformen sind, auf denen Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler per Livestream unterrichten. Und wie sehr Unternehmen im Vorteil sind, die bereits funktionierende Homeoffice-Lösungen und Web-Konferenz-Tools eingeführt haben», sagt Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner EY Schweiz.

Es werde daher auch Unternehmen und Geschäftsbereiche geben, die gestärkt aus dieser Krise hervorgehen werden, so Rösch-Rütsche: «Digital Health im weitesten Sinne wird boomen, hier wird und muss sich jetzt die Entwicklung eindeutig beschleunigen. Die Segmente Biotech und Medtech werden ebenfalls profitieren. Die Bereiche Logistik, Food, Online Handel, Online Learning, Online Kommunikation und die sogenannten Software as a Service-Modelle könnten mittelfristig ebenfalls einen Aufschwung erleben. Schwieriger wird es aus unserer Sicht hingegen für Start-ups insbesondere aus den Bereichen Travel, Mobility und Events».

(Press release / SK)

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