Startup-Standorte: Seltsame Ranglisten

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Kommentar von Jost Dubacher

18.07.2016

Gründer sind hip, Städtrankings ebenso. Und weil auch die Medien hip sein wollen, kann ein Ranking zu den attraktivsten Startup-Standorten Europas mit viel medialem Echo rechnen. Darauf spekulierte die so genannte European Startup Initiative mit einer Startup Heatmap Europe.

«Mit der Startup Heatmap wollen wir einen europaweiten Standortvergleich jenseits des Selbstmarketings und der Eigen-PR der konkurrierenden Städte und Regionen ermöglichen, indem wir wertvolle Informationen von den Startup-Gründern selbst gewinnen», erläutert Thomas Kösters, Präsident einer European Startup Initiative (esi) sein Anliegen gegenüber moneycab. Dass diese Informationen wertvoll seien, glaubte unter anderem der Tagesanzeiger, welche der Heatmap letzten Donnerstag einen längeren Artikel widmete.

Doch was da als objektive Studie verkauft wurde, ist in Tat und Wahrheit abenteuerlich. Es beginnt beim Setting. Es geht um einen Vergleich verschiedener Standorte, befragt wurden ausschliesslich Jungunternehmer. Aber was weiss jemand, der in Lissabon eine Firma führt, über die Vor- und Nachteile des Standorts Amsterdam? Oder was ein Startup aus Mailand über die relativen Vorzügen von Luxemburg?

Ausserdem wurden gemäss esi die Angaben von 700 Jungunternehmern verwertet. Aber wie viele wurden insgesamt angeschrieben? Aus welchen Ländern? Dazu finden sich in der Heatmap keine Angaben. Statistisch seriös ist eine solche Studie nicht.

Und so kommt es, dass die Ranglisten, die am Ende herausschauen, das abbilden, was eh schon jeder zu wissen glaubt: Berlin ist top, Zürich ist gut und Bukarest wohl etwas weniger.

Wie mager diese Resultate sind, müssen die selbsternannten Startup-Forscher selber geahnt haben. Denn sie publizieren noch allerhand andere Ergebnisse ihrer Umfrage. So würden 71 Prozent der befragten Startups den Zugang zu Talenten als wichtigstes Ansiedlungskriterium nennen. Für Leute, die sich im Innovations-Ökosystem auskennen, wahrlich eine überraschende Nachricht.

Es gehe darum Orientierung zu schaffen für Investoren, Startups und Leute, die an Startups interessiert sind, versichern die Initianten der European Startup Initiativ auf ihrer Website. Sicher ein löbliches Ziel. Mit Schaumschlägereien é la Start Startup Heatmap ist allerdings niemandem gedient.

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