Das Crowdinvesting hebt ab

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Jost Dubacher

14.12.2022
Crowdinvesting

Wenn Partner, Kunden und Lieferanten zu Aktionären werden: Neue Fintech-Plattformen machen es einfach so einfach wie noch nie, in der Community Eigenkapital zu beschaffen.

Ihr ersten Eigenkapital werben Gründer normalerweise bei Friends, Fools and Family (FFF) ein. Die nächsten Geldgeber sind dann schon Business Angel oder professionelle Risikokapitalinvestoren. Neue Fintechplattformen wie aktionariat.ch, conda.ch oder daura.ch schliessen diese Lücke. Sie erlauben es Startups und KMU, mit überschaubarem Aufwand, Aktien zu emittieren.

Möglich machen es neben technischen Features wie der digitalen Signatur vor allem zwei regulatorische Anpassungen. Einerseits klärte die FINMA in den letzten Jahren praktisch alle offenen Fragen bezüglich der rechtskonformen Anwendung der bestehenden Gesetze, anderseits trat Anfang 2021 eine Revision des Obligationenrechts (OR) in Kraft. Artikel 973 d des OR erlaubt die Ausgabe von Aktien als Registerwertrechte, die ‒ zum Beispiel als digitale Token ‒ hinterlegt und gehandelt werden dürfen.

Zahlen zur Entwicklung des Crowdinvesting in den letzten beiden Jahren existieren nicht. Aber die Betreiber der einschlägigen Plattformen gehen von einem starken Wachstum aus: Bei aktionariat.ch sind gut anderthalb Jahren nach dem Start 29 Firmen gelistet. Für CEO Nicola Plain ist das erst der Anfang. «Bis in drei Jahren rechnen wir mit 5000 Unternehmen».

Aus finanzwissenschaftlicher Sicht stellen Crowdinvestoren einem Unternehmen ausserbörsliches Beteiligungskapital («Private Equity») zur Verfügung; eine Welt, die bisher aufgrund des Volumens der einzelnen Transaktionen («Tickets») nur reichen Einzelpersonen, Family Offices oder institutionellen Anlegern offenstand.

Eine Crowdinvestment-Kampagne gibt auch ‒ risikoaffinen ‒ Normalverdienern die Möglichkeit, sich direkt am Unternehmen seiner Wahl zu beteiligen. «Bei uns», so Nicola Plain von Aktionariat, «investieren die meisten Nutzer Summen im tiefen vierstelligen Bereich».

Für die Unternehmen bedeuten die kleinen Tickets, dass sie bei der Emission auf Reichweite angewiesen sind. Startups aus Konsumgüter- und Dienstleistungsmärken, die bereits einen Kundenstamm hätten, seien im Vorteil, erklärt Linus Gabrielsson, Geschäftsführer von Conda.ch. Vom Kundenbindungspotenzial einer Emission könnten hingegen alle Unternehmen profitieren: «Teilhaber sind natürliche Markenbotschafter».

Um das Interesse an einem Schwarminvestment anzukurbeln, setzt Conda.ch professionelle Kampagnen auf; einerseits in den sozialen Medien, anderseits unter jenen, die schon einmal über Conda.ch investiert haben. Die Führung des Aktienbuches und die Bereitstellung einer Handelsplattform nach der Platzierungsphase ist bei Conda.ch hingegen Sache des Kunden, beziehungsweise des Partnerunternehmens Aequitec.

Bei Aktionariat und Daura gehört es zum Dienstleistungspaket. Nicola Plain ist überzeugt, dass sich die Gewährleistung eines in gewissen Massen liquiden Sekundärmarktes auszahlt. Denn damit spreche die Kampagne auch Kleinaktionäre an, die sich nicht auf unabsehbare Zeit binden wollten. «Ausserdem», so der CEO von Aktionariat, «kann der Emittent eine Liquiditätsprämie erwarten».

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