«Wir ziehen unsere Strategie durch»

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Jost Dubacher

02.04.2020
Michael Sidler

Redalpine managt fünf Venture Capital-Funds in unterschiedlichen Phasen. Co-Gründer Michael Sidler über Startup-Bewertungen, Fundraising und staatliche Unterstützungsmassnahmen.

Wie froh sind Sie Herr Sidler, dass Redalpine nie in Getyourguide investiert hat?
Travel-Startups haben jetzt echt ein Problem, vor allem wenn sie in der Expansionsphase sind und schon Umsätze machen. Aber Getyourguide hat im letzten Jahr viel Geld eingesammelt und kommt wohl besser durch die Krise als mancher Mitbewerber.

Voll sind auch die Kassen der meisten Venture Capital-Investoren. Wie gehen Sie bei damit um?
Bei den Fonds, die in der Investmentphase sind, ziehen wir unsere Anlagestrategie durch. Wir investieren weiter, wenn auch mit angezogener Handbremse; dies um den Startups, die wir bereits im Portfolio haben, wenn notwendig und sinnvoll beistehen zu können.

Werden Sie bei neuen Investments von sinkenden Bewertungen profitieren?
Die Krise stärkt die Position der Geldgeber. Sie macht es schwieriger für Startups, ihre finanziellen Vorstellungen durchzusetzen. Aber nicht für alle: Vor allem Unternehmen, die einen Beitrag zur digitalen Transformation leisten, dürfen optimistisch in die Zukunft schauen.

Redalpine managt auch reife Fonds. Wie agieren Sie dort?
In naher Zukunft sind Exits sicher schwieriger zu bewerkstelligen. Oft gibt es jedoch nach der ersten Turbulenz-Phase auch Corporates, die die Situation ausnützen und Zukäufe tätigen.

Trotzdem fliesst weniger Geld ins Ökosystem zurück. Gleichzeitig ist das Fundraising bei institutionellen Anlegern praktisch zum Erliegen gekommen. Was bedeutet das langfristig?
Tatsächlich wäre es wohl im Moment nahezu aussichtslos, Geld für einen VC-Fond zu sammeln, obwohl gerade in Zeiten wie jetzt Investitionen in zukünftige Technologien extrem attraktiv wären. Die Folgen werden 2021 sichtbar werden. Es können weniger Projekte finanziert werden. Im schlimmsten Fall fallen ein bis zwei Startup-Jahrgänge aus.

Was kann dagegen getan werden?
Jetzt ist die Öffentliche Hand gefragt. Doch leider gehen die jetzt beschlossenen Hilfsmassnahmen an den Bedürfnissen des Innovationsökosystems weit vorbei. Wenn die Höhe eines verbürgten oder sonst wie vergünstigten Darlehens vom Vorjahresumsatz abhängt, gehen die allermeisten Startups leer aus. Hier brauchen wir neue Ansätze.

Bild: ZVG

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