Verbesserung der Rahmenbedingungen: Studie liefert konkrete Ansatzpunkte

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11.04.2023
Symbolbild Zahnräder

Im Auftrag der Swiss Entrepreneurs & Startup Association SWESA hat die Universität St. Gallen die Rahmenbedingungen für Startups in der Schweiz aus juristischer und wirtschaftlicher Sicht umfassend untersucht. Basierend auf einer Umfrage unter Expertinnen und Experten und einer Untersuchung der geltenden Gesetzgebung wurden konkrete Verbesserungsmassnahmen erarbeitet. Sie sollen nun als Basis für politische Vorstösse dienen.

Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Startups ist heute unbestritten. Sie haben in der Schweiz zehntausende Arbeitsplätze geschaffen und spielen bei der Transformation der Wirtschaft eine wichtige Rolle. Genauso offensichtlich sind aber auch Hemmschuhe vorhanden, die verhindern, dass die Schweizer Startup-Szene ihr volkswirtschaftliches Potenzial voll entfalten kann. Die SWESA wollte genau wissen, welches die wichtigsten Hindernisse bei den Rahmenbedingungen sind und wie man sie beseitigen kann. Die nun vorliegende Studie der Universiät St. Gallen liefert konkrete Antworten.

Die Hindernisse wurden aufgrund der Auswertung bereits publizierter Studien sowie von zwei Umfragerunden unter Mitgliedern des Ökosystems und Fachpersonen identifiziert und danach priorisiert. Bei der Priorisierung wurde sowohl die Wirksamkeit als auch die Realisierbarkeit von Verbesserungsmassnahmen berücksichtigt.

Drei Bereiche schwangen bei der Priorisierung obenaus:

  • Digitales Notariat (Digitalisierung von Beurkundungsprozessen vor allem bei der Firmengründung)
  • Zulassungsbedingungen in den Sektoren Novel Foods und Medtech
  • Steuerrecht, insbesondere die steuerliche Klassifizierung von Business Angels und die Umwandlung von Personengesellschaften in Kapitalgesellschaften

Prof. Dietmar Grichnik hebt als wissenschaftlicher Leiter der Studie hervor: «Die Schweiz hat eine grosse Chance, sich als Unicorn-Schmiede für Deeptech-Startups zu etablieren. Jedoch nur, wenn wir bei den Standortfaktoren Digitale Gründung, Attraktivität für Investoren, Steuern und Regulierung international nicht den Anschluss verlieren.»

Im zweiten Teil der Studie wurde der rechtliche Ist-Zustand auf Bundes- und Kantonsebene analysiert und dabei auch hängige politische Vorstösse berücksichtigt. Darauf aufbauend wurden zu jedem Bereich konkrete Massnahmenvorschläge erarbeitet:

Die Digitalisierung des Notariatswesens wird bereits von laufenden Gesetzgebungsverfahren adressiert. Im Rahmen dieser Novellen empfehlen die Studienautorinnen und -autoren die verpflichtende Anwendung von digitalen Verfahren im Notariatswesen, da ansonsten eine zögerliche Umsetzung durch die Kantone droht. Zudem ist bei der gesetzgeberischen Arbeit die staatliche E-ID zu integrieren.

Im Medtech-Sektor sollen besonders innovative Produkte im Zulassungsverfahren Priorität behandelt werden. Zudem wird die Idee eines Innovation Hubs aufgebracht, in welchem Start-ups frühzeitig auf das Bestehen der Konformitätsbewertungsverfahren vorbereitet werden.

Zur Vereinfachung der Einführung von Novel Foods wird empfohlen, den Bewilligungsprozess für Novel Foods vollständig zu digitalisieren und zu prüfen, ob Studien während des Bewilligungsverfahrens zu erlauben sind. Zudem könnte mittels Pilotprojekten die Eckpunkte einer zukünftigen Regulatory Sandbox erarbeitet werden.

Um der Unsicherheit von Business Angels bezüglich der einkommenssteuerrechtlichen Behandlung ihrer Veräusserungsgewinne oder -verluste zu begegnen, sollen die Kriterien für die Prüfung der Behandlung angepasst und / oder im Bundesgesetz über die direkte Bundessteuer explizit erwähnt werden. Eine Alternative wäre die Einführung eines Labels für Angel-Investitionen, deren Kapitalgewinn dann steuerfrei wäre.

Die Sperrfrist von fünf Jahren zur Erzielung eines steuerfreien Kapitalgewinns bei der Umwandlung von einer Personengesellschaft in eine juristische Person wird als zu lange wahrgenommen. Um die Veräusserung von Unternehmen zur innovationsgerichteten Weiterführung nicht durch die fünfjährige Umwandlungssperrfrist zu behindern,wird in erster Linie eine Vereinfachung der Gründung von Kapitalgesellschaften empfohlen. So kann vermieden werden, dass eine Umstrukturierung zu einem späteren Wachstumsstadium des Unternehmens notwendig wird.

Basis für politische Vorstösse

Die Studie wurde im Auftrag der Swiss Entrepreneurs & Startup Association SWESA erstellt. Der Verband setzt sich für die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Startups und innovative KMU in der Schweiz ein und führt das Sekretariat der parlamentarische Gruppe Startups und Unternehmertum. Mitinitiator und engagierter Startup-Supporter Andri Silberschmidt: «Die Ergebnisse dieser Studie werden uns helfen, politische Vorstösse abzuleiten und konkrete Massnahmen zu ergreifen, um den Startups in der Schweiz optimale Bedingungen zu bieten», so der FDP-Nationalrat.

Die 120-seitige Studie kann von der Forschungsplattform der Universität St. Gallen heruntergeladen werden. 

(Stefan Kyora)

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