Schweizer Fintech Startups mit Mut zur Grösse

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27.10.2015

Eine neue Studie von Roland Berger in Kooperation mit Swiss Finance Startups zeigt Stärken, Schwächen und das Potenzial der Schweiz als Fintech Hub auf. Dabei fällt nicht nur die Dynamik in der Fintech-Szene auf. Die Startups haben auch keine Mühe mit dem „Think Big“.

Der Finanzplatz Schweiz bietet für Fintech-Unternehmen eine vielversprechende Basis um auch im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Dafür sprechen die geballte Finanzindustrie-Expertise und die zahlreichen Finanzdienstleister, insbesondere im Business-to-Business-Bereich (B2B). So die neue Studie von Roland Berger in Kooperation mit Swiss Finance Startups in Zürich, die im Rahmen der Fintech Nite gestern Abend lanciert wurde. Die Studie basiert auf Expertengesprächen mit Fintech-Startups, etablierten Finanzdienstleistern, Technologie-Unternehmen, der FINMA sowie Vertretern aus der Politik und Investoren. Darüber hinaus wurde eine repräsentative Internetumfrage unter mehr als 50 Schweizer Fintechs durchgeführt. Das Segment zeichnet sich durch eine grosse Dynamik aus: mehr als die Hälfte der befragten Fintech-Unternehmen wurden in den Jahren 2014 / 2015 gegründet.

Ambitionierte Startups
"Nur mit einer Öffnung über die Landesgrenzen hinaus, kann die Schweiz ihr Potenzial als globaler Fintech-Hub stärken und damit private Investoren sowie globale Venture Capitalists anziehen. Dies wird für den langfristigen Erfolg massgeblich sein", sagt Urs Haeusler, Gründer von Swiss Finance Startups. Dies gilt im B2B-Bereich, aber vor allem auch im B2CBereich, wo der Schweizer Heimmarkt international gesehen sehr klein ist. Zahlreiche Schweizer Fintechs haben das bereits erkannt. So haben 74% der befragten Unternehmen angegeben, dass sie bereits heute ihre Produkte und Dienstleistungen welt- beziehungsweise europaweit vertreiben möchten. Weiter planen diese im Durchschnitt ihre Anzahl der Mitarbeiter im Ausland bis 2016 mehr als zu verdreifachen und hingegen in der Schweiz maximal zu verdoppeln. Um dieses Wachstum zu finanzieren, wollen 61% der Befragten bis Ende 2016 mehr als CHF 1 Mio. Risikokapital einsammeln – 15% möchten sogar mehr als CHF 10 Mio. von Investoren dafür erhalten.

Solche Ziele sind für Schweizer Startups immer noch eher ungewöhnlich. In internationalen Studien zum Thema Firmengründung wie dem Global Entrepreneurship Monitor schneidet die Schweiz regelmässig relativ schlecht ab, wenn es um die Wachstumspläne der Gründer geht. Eine Rolle mag hier spielen, dass es im Finanzbereich in den letzten Jahren wiederholt gelungen ist, aus der Schweiz heraus global erfolgreiche Unternehmen aufzubauen wie etwa Temenos oder Leonteq.

Die Fintech-Stärken der Schweiz
Als wettbewerbsfähig zeigt sich die Schweiz vor allem in den Bereichen von gut ausgebildeten Arbeitskräften und einer attraktiven Kundenbasis, speziell im Banken- und Versicherungsbereich. Es hat sich auch gezeigt, dass die Schweizer Fintech-Industrie in den Disziplinen "Investment / Wealth Management" und "Crypto / Blockchain" derzeit stark wächst und dabei auf die Stärken des Finanzplatzes Schweiz – Vermögensverwaltung, Sicherheit und Stabilität – aufbauen kann.

"Positiv ist, dass unsere Fintech-Industrie gerade in den letzten Monaten wesentlich an Fahrt aufgenommen hat. Für die erfolgreiche Weiterentwicklung eines Schweizer Fintech-Hub werden nebst einem gesunden Wettbewerb, Weiterentwicklung von innovativen Ideen und deren schneller Implementierung auch eine gezielte Zusammenarbeit zwischen neuen Unternehmen und den etablierten Finanzdienstleistern von entscheidender Bedeutung sein", so Philipp Angehrn, Managing Partner bei Roland Berger in Zürich.

Schweizer Fintech-Herausforderungen
Trotz einiger positiver Nachrichten liegt die Schweiz gegenüber den weltweit führenden internationalen Fintech-Hubs aus unterschiedlichen Gründen dennoch zurück. "Ausbaufähig sind vor allem die politische Unterstützung und die regulatorischen Rahmenbedingungen. Diese müssen so gestaltet sein, dass der Finanzplatz Schweiz auch in Zukunft eine bedeutende internationale Rolle spielt und dass der Fintech-Szene keine zusätzlichen Steine in den Weg gelegt werden. Zudem müssen wir es schaffen mehr professionelle Startup Investoren in die Schweiz zu holen, um die guten Fintech-Startups zu kapitalisieren", so Urs Haeusler.

"Die Studie zeigt klar auf, wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir als heute etablierter globaler Finanzplatz auch in Zukunft eine entscheidende internationale Rolle in der Finanzindustrie spielen werden. Fintech ist für die Schweiz eine grosse Chance weiterhin eine gewichtige Rolle in der globalen Finanzmarkindustrie zu spielen", fügt Philipp Angehrn an.

Damit die Schweiz den Anschluss gegenüber den anderen Regionen nicht verpasst, sollte sie das Fintech-Ökosystem weiter ausbauen und alle Stakeholder (traditionelle Finanzunternehmen, Investoren, Regulierungsbehörde, Politik etc.) entsprechend involvieren. Weiter sollte auch der direkte Dialog mit der Politik und der Aufsichtsbehörde weiter verstärkt werden. Dies ist besonders wichtig, da die Schweiz keine Historie zur gezielten Förderung von Wirtschaftszweigen hat. Die Innovation muss aber zwingend von den Fintech-Startups kommen, während die Politik und Aufsichtsbehörde dafür die Rahmenbedingungen optimal gestalten müssen.

Die Folien zur Präsentation der Studie können auf der Webseite von Roland Berger heruntergeladen werden.

(SK)

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