Startups brauchen Entscheidungsträger, die Verantwortung übernehmen

Please login or
register

Daniel Koss

13.11.2019
Bild: Leadership

In Startups sollte nicht jeder über alles gleichberechtigt mitentscheiden können, meint Daniel Koss aufgrund seiner eigenen Erfahrung als Unternehmer. In seinem Gastbeitrag schreibt er, warum er die Aussage „unsere Hierarchie ist komplett flach“ für eine Lüge hält und wie er selbst entscheidet.

In der Startup-Welt findet man oft mehr Schein als Sein. Bei Yxterix haben wir anfänglich den Fehler gemacht, dass wir in die "jeder kann alles selber entscheiden und überall mitreden"-Falle getappt sind. Diese Denkweise ist zwar extrem sympathisch und kommt meist bei jungen Gründern und anfänglich auch bei den Mitarbeitern sehr gut an. Warum? In Startups sind alle mit so vielen Entscheidungen konfrontiert, dass es sich manchmal gut anfühlt, einige davon abzugeben. Und: es haben sich alle ganz doll lieb und deswegen entsteht eine «sich-überrespektieren-Kultur». Mit der Zeit merkt man aber: "Verdammt, wer ist jetzt eigentlich wofür verantwortlich?". Wenn alle alles entscheiden, entscheidet faktisch niemand irgendwas. Auch stellt sich die Frage, ob bei allen Themen wirklich jede Meinung wertvoll ist. 

Ein Beispiel: Als wir unser Corporate Design definiert haben, herrschten zur Farbwahl etwa so viele Meinungen wie wir Mitarbeiter waren. Fast jeder hatte eine klare Meinung dazu. Wäre es sinnvoll gewesen, alle Inputs umzusetzen und alle vorgeschlagenen Farben zu mischen? Nein. Wie haben wir das Problem gelöst? Ich habe alle Meinungen eingeholt und anschliessend ganz alleine entschieden, welche Farbkombination am besten zu uns passt. Mein Favorit hat übrigens nicht gewonnen und das ist sehr wichtig. Begründung: Meine gewünschte Farbwahl hatte auf andere nicht den gleichen Effekt wie auf mich. Schade. Die richtige Entscheidung muss dem Entscheidungsträger jedoch wichtiger sein, als Recht zu haben. 

Mein Learning: Um die richtige Entscheidung zu treffen benötigt es ganz klar immer einen Entscheidungsträger, der auch in der Verantwortung steht. Das heisst aber nicht, dass dieser seine eigene Meinung durchboxen muss. Klingt einfach, ist aber in der Realität oft ein riesiges Problem. Wie vielen Menschen muss man alles immer als «ihre Idee» verkaufen? Zu vielen… Wenn man jedoch auf diese Entscheidungsträger-Rolle verzichtet, merkt man schnell, dass man dann managen muss, dass ein Manager fehlt. Auch nicht gut. Verantwortung kann nicht über zu viele Köpfe verteilt werden. Aufgaben müssen ganz klar zugeteilt werden und sollten Konsequenzen haben (auch positive bei Zielerreichung!). Die "unsere Hierarchie ist komplett flach"-Lüge ignoriert die Tatsache, dass Fachexpertise extrem wertvoll und sinnvoll ist. Entscheidungen sollten von der dafür bestgeeigneten Person getroffen werden und diese Person sollte dabei mehr Entscheidungspower haben, als andere. Was wir jedoch extrem sinnvoll finden: Wenn jeder Mitarbeiter respektiert wird und überall seine Inputs einbringen darf, wenn er das 1. kann und 2. will.

0Comments

Guest column

About the author

Daniel Koss (23) war mehrere Jahre Vollzeit-Youtuber und ist Gründer und CEO von Yxterix einer Full-Service Influencer Marketing Agentur. Das Startup kombiniert Know-how, eigene Medienkanäle und ein exklusives Netzwerk von Kreativen, um Marken in der Schweiz zu lancieren, zu entwickeln und zu vermarkten.

rss