„Wir haben eine grosse Zahl relevanter Startups aus aller Welt angezogen“

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Jeannette Eichmüller / Stefan Kyora

26.06.2017
André Schraner Swisscom

Swisscom hat mit internationalen Partnern bereits zwei „Calls for Innovation“ durchgeführt, bei denen Startups aus eng umrissenen Themengebieten für eine Zusammenarbeit gesucht werden. Wir haben André Schraner, Startup / Open Innovation Manager bei der Swisscom nach den Erfahrungen gefragt.

Swisscom pflegt über mehrere Kanäle Kontakte zu Startups. Warum braucht es zusätzlich noch Calls for Innovation?
Über die Jahre, in denen Swisscom bereits auf Open Innovation & Co-Creation mit Startups setzt, haben wir gemerkt, dass die grösste Herausforderung nicht darin besteht, relevante Startups zu finden, sondern dass damit auch wirklich etwas passiert. Oft ist zwar das grundsätzliche Interesse da, aber es fehlen die Ressourcen und Möglichkeiten, zeitnah die ersten Schritte zu unternehmen. Aus diesem Grund haben wir den Spiess umgedreht und identifizieren nun zuerst reale Herausforderungen oder konkrete Innovationsfelder in all unseren internen Innovationsabteilungen. Basierend darauf und mit bestätigtem Budget und der Zusage von Ressourcen machen wir uns dann weltweit auf die Suche nach den besten Startups für genau diese Themenfelder. 

Wie sehen die Co-Creation-Projekte konkret aus?
Ein „Proof of Concept“ bzw. ein Validierungsprojekt kann sehr unterschiedlich sein. Manchmal sind technische Aspekte die grösste Unbekannte, welche es als Erstes zu testen gilt. Viel häufiger ist jedoch die grösste Unsicherheit, ob sich ein Produkt überhaupt in unserem Markt verkaufen lässt und es ein Bedürfnis realer Kunden befriedigt. Aus diesem Grund validieren wir in diesem Fall dann diesen Aspekt, indem wir möglichst effizient das Kundeninteresse basierend auf dem bestehenden Produkt des Startups testen. Basierend auf diesen Resultaten lässt sich das Marktpotenzial dann viel besser einschätzen und eine Entscheidung treffen.

Welche Erfahrungen gibt es aus den ersten beiden Calls for Innovation?
Wir haben es in beiden Fällen geschafft, durch aktive Kampagnenarbeit unter Einbezug unseres Kontaktnetzes, von Social Media Kanälen und Konferenzen eine grosse Zahl relevanter Startups aus aller Welt anzuziehen. Wir konnten auch bestätigen, dass es ein Wert für Startups darstellt, sich gleich bei mehreren grossen Unternehmen vorstellen zu können mit der Aussicht auf ein gemeinsames Projekt. In beiden Fällen konnten sehr relevante Gewinner ausgewählt werden, mit denen wir nun in einem PoC Projekt sind. Auch alle Aktivitäten rund um den Final-Event in Zürich und den offenen Austausch vor Ort, auch unter den Startups selbst und mit den Experten aller Telcos, wurden von allen Beteiligten als überaus positiv wahrgenommen.

Können Finalisten, die leer ausgehen, nicht verärgert werden und sich so eine negative Meinung über die Konzerne bilden?
Das ist absolut nicht der Fall. Es gehört zur Natur eines Wettbewerbs oder einer Ausschreibung, dass man sich bewerben muss, um dann potenziell als Gewinner ausgewählt zu werden. Der Aufwand dafür ist angemessen klein. Alle teilnehmenden Finalisten erhalten durch die Einladung zum Final-Event zudem schon einen Mehrwert, weil sie sich intensiver mit allen Partner-Telcos austauschen können. Zudem kommen wir für die Kosten auf. Speziell Startups sind sich diesen Prozess gewöhnt und waren bisher begeistert.

Welches sind die Killerkriterien und die Must Have – Kriterien für die Startups, um einen PoC zu erhalten?
Wir evaluieren alle Bewerbungen in einem mehrstufigen Prozess und unter Einbezug unzähliger interner Experten. In jedem Call for Innovation werden die Bewertungskriterien individuell festgelegt. Generell muss das Startup bzw. Produkt aber natürlich das ausgeschriebene Thema treffen und einen gewissen Reifegrad haben. Startups in der Ideenphase sind viel zu früh für uns. Ein Wert können die Startups bringen, wenn sie im Minimum erste Anzeichen für ein reales Kaufinteresse von Kunden nachweisen können.

Gehören zu der Jury Personen, die mit den Startups zusammen arbeiten werden?
Ja, absolut! Der Entscheid liegt am Schluss sogar vorwiegend bei der internen Abteilung, welche den Call for Innovation in Auftrag gegeben hat und sich auch verpflichtet hat, in ein Projekt mit dem Gewinner zu starten. Wir unterstützen die Abteilung beim Aufsetzen des Projekts und stellen sicher, dass alles zielgerichtet läuft. Aber die Verantwortung liegt bei der internen Abteilung.

In welchem zeitlichen Horizont sind zukünftige Calls for Innovation geplant und mit welchen Schwerpunkten?
Wir sind sehr überzeugt vom Format und arbeiten aktuell an verschiedenen Themen. Aktuell ist noch nichts spruchreif, aber es sollen dieses Jahr noch mindestens 1-2 Calls durchgeführt werden. Wir sind auch offen für andere Grossfirmen als Partner, welche an ähnlichen Themen wie wir arbeiten.


Bisher wurden zwei Calls for Innovation durchgeführt. Der erste Call drehte sich um das Thema „Next Generation Virtual Telco Functions & Services“, der zweite Call fokussierte auf Big Data Startups. Für den zweiten Call wurden die Startups vor kurzem ausgewählt. Selektiert für einen PoC wurden Wi-5 (UK, PoC with Proximus), Geoblink (ES, PoC with Swisscom), Movivo (UK, PoC with Fastweb), Spoteffects (D, PoC with Swisscom), UniquID (USA, PoC with Fastweb). Für den zweiten Call waren 68 Bewerbungen aus 15 Ländern eingegangen.

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