Von Proptech bis Mobility – wie Swiss Prime Site mit Startups zusammenarbeitet

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Stefan Kyora

20.06.2019
Prime Tower

Über 550 Mitarbeitende von Swiss Prime Site werden ab Juni mit der Big Data & Analytics-Lösung des Portfolio-Startups Tower360 arbeiten. Gleichzeitig laufen Pilotversuche mit rund einem Dutzend weiterer Jungunternehmen und auch als Entwicklungs-, Finanzierungspartnerin und Kundin von Startups ist die Immobiliengesellschaft aktiv. Die Ergebnisse sind nur möglich dank der Unterstützung der Gruppenleitung, einer intensiven Kommunikation und dem Einbezug der operativen Einheiten der Swiss Prime Site Gruppe und ihren Mitarbeitenden.

Wer in der Tiefgarage des Zürcher Premium Kaufhauses Jelmoli parkt, wird dort eine spezielle Ladesäule für Elektrofahrzeuge vorfinden. Als besonderes Merkmal verfügt sie über ein grosses Display. Die Geschäftsidee dahinter: Dank Werbung soll der Strom gratis fliessen. Idee und Säule stammen vom Schweizerisch-französischen Startup Spark Horizon. Die prominente Fläche im Parkhaus verdankt das Startup der Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site, zu der Jelmoli gehört. Swiss Prime Site hatte dem Startup bereits in einer frühen Phase Premium-Flächen für die Installation der Ladestationen angeboten. Daraus entstand eine Geschäftsbeziehung.

Seit 2017 ist Swiss Prime Site, die grösste kotierte Immobiliengesellschaft der Schweiz, zu deren Gruppengesellschaften neben Jelmoli auch Swiss Prime Site Immobilien, Wincasa, Tertianum und Swiss Prime Site Solutions und Immoveris zählen, im Startup-Bereich aktiv. Die Zusammenarbeit mit Tower360 ist bisher am weitesten gediehen. Die Software des deutschen Jungunternehmens stellt alle relevanten Daten für Eigentümer, Bewirtschafter und Vermarkter zentral und transparent zusammen, hebt Informationsasymmetrien auf und automatisiert bisher manuell ausgeführte Prozesse entlang des Vermietungs- und Verwaltungsprozesses. Rund 550 Mitarbeitende in vier von sechs Gruppengesellschaften werden demnächst mit ihr arbeiten.

„Vergangenes Jahr haben wir rund 500 Startups geprüft“, sagt Bastian Zarske Bueno, Head Corporate Ventures bei Swiss Prime Site, „Wir haben bereits 12 sogenannte Proof of Concept-Projekte (PoC) mit Jungunternehmen durchgeführt und gleisen bereits neue Projekte auf.“ Neben den bereits erwähnten gehören etwa Holotech Solutions und Visium zu den Partnern. Zudem hat das Cleantech-Startup Carbon Delta für Swiss Prime Site eine Klima-Risikoanalyse durchgeführt.

Bei allen Kooperationen agiert Swiss Prime Site als Entwicklungs-, Validierungs- und Skalierungspartnerin. Der Grad der Zusammenarbeit des Unternehmens mit den Startups kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Das Spektrum reicht von der einfachen Kundenbeziehung bis zur strategischen Partnerschaft. Dazwischen gibt es wiederum verschiedene Schattierungen der Unterstützung. Auch als strategische Investorin agiert die Immobiliengesellschaft in ausgewählten Fällen.

Um in kurzer Zeit möglichst umfangreiche Ergebnisse zu erhalten, ist der Einbezug der Mitarbeitenden von zentraler Bedeutung. „Einen gewichtigen Teil meiner Zeit widme ich der Kommunikation nach innen“, sagt Bastian Zarske Bueno. Er diskutiert offen mit der Gruppenleitung, Meinungsführern und Entscheidungsträgern in den Gruppengesellschaften. Wichtig sei dabei zum Beispiel nicht nur die Technologie und das Team eines Startups bekannt zu machen, sondern auch die Vision. Damit soll gegenüber den Startups Toleranz geschaffen werden.

Ein wichtiges Startelement im Kooperationsprozess sind die Accelerator Workshops, die Swiss Prime Site in Kooperation mit venturelab mehrmals pro Jahr durchführt. Sie zeigen beispielhaft, wie die Mitarbeitenden einbezogen werden. Für jeden Workshop erhält Swiss Prime Site 60 – 100 Bewerbungen. Lediglich acht Startups werden zum Workshop eingeladen. Nach einem halben Tag wählt eine Jury mit acht bis zehn Personen aus den Gruppengesellschaften vier Jungunternehmen aus, mit denen über die verbleibenden eineinhalb Tage intensiv gearbeitet wird, wobei der Problem-Solution-Fit im Fokus steht. Zum Abschluss stellen die vier Startups der Swiss Prime Site Gruppenleitung die adaptierte Geschäfts- und Kooperationsidee vor. Das Format hat sich allseits bewährt. „Die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen zu den Workshops sind sehr gut“, sagt Zarske Bueno.

Grundsätzlich verfolgt Swiss Prime Site mit den Kollaborationen vier Ziele: Die Effizienz soll gesteigert  und das Kundenerlebnis verbessert werden. Zudem will die Immobiliengesellschaft nachhaltig Mehrwert generieren und neue Geschäftsfelder erschliessen. Dementsprechend sucht Swiss Prime Site nicht nur Startups im Kerngeschäft Immobilien, sondern auch in «artverwandten» oder zum Teil auch neuen Themenfeldern. Die Palette reicht von Proptech über Mobilität, AR / VR, Big Data und IoT/ Smart Building bis hin zu Cleantech und Healthtech.

Zarske Bueno benennt zwei Beispiele von Startups, welche «über den Tellerrand hinausreichen». Einerseits das Zürcher Unternehmen CARU, welches einen Sprachassistenten entwickelt hat, der die Sicherheit von betagten oder körperlich eingeschränkten Personen verbessert. Erfolgreich getestet wurde das Gerät in mehreren Pflegezentren der zu Swiss Prime Site gehörenden Tertianum-Gruppe. Die Immobiliengesellschaft ist ausserdem in die Westschweizer Firma Involi investiert. Dabei handelt es sich um ein Startup, das an der sicheren Einbindung von Drohnen in den Luftraum arbeitet. Die Beteiligung soll die Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren: „Möglicherweise werden wir zukünftig Gebäude mit Drohnenlandeplätzen planen“, erklärt Zarske Bueno.

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