Zwei Berner Start-ups machen ÖV-Billette überflüssig

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Claus Niedermann

22.07.2016

Fahrkarten per App im Voraus kaufen ist out. Jetzt genügt ein Check-in/Check-out-App (CICO) für den Öffentlichen Verkehr. Bereits drei Systeme sind im Einsatz, teilweise noch als Testbetrieb. Mitbeteiligt an den Innnovationen sind mit Fairtiq und approppo gleich zwei Berner Jungfirmen.

Der gebürtige Bündner Gian-Mattia Schucan und promovierte Physiker hat gut lachen. Mit seinem in diesem Frühjahr in Bern gegründeten Start-up Fairtiq und dem gleichnamigen ÖV-App für Smartphones gelang es ihm als erster in der Schweiz, ein voll funktionsfähiges System für ein Ticket-Management in Echtzeit für jedermann auf den Markt zu bringen. Wer eine solche CICO-App nutzt, verfügt über eine Fahrtberechtigung für den öffentlichen Verkehr. Vor dem Einsteigen in Bus oder Bahn registriert sich der Fahrgast per Wisch über das App im Smartphone. Ist die Fahrt vorbei, meldet er sich wieder ab. Automatisch werden alle Fahrten aufgezeichnet und jeweils die günstigsten Fahrpreise dem Nutzer belastet.

Gleich drei Systeme sind bereits auf dem Markt. So testet PostAuto derzeit ihre gemeinsam mit einer von Fachhochschulen und der EPFL entwickelten Lösung mit Namen CIBO im Stadtnetz von Sitten und auf der Überlandstrecke von Sitten nach Martigny. Die BLS startete jüngst im Libero-Tarifverbund (Bern-Biel-Solothurn) einen Beta-Test des Systems lezzgo. Und Fairtiq ist seit April dieses Jahres auf dem Markt und funktioniert mit allen Transportunternehmen in den Tarifverbünden Frimobil (Region Fribourg), Passepartout (Region Luzern) und Engadin Mobil (Region Oberengadin).

„Wir haben gute Erfahrungen gemacht“, sagt Gian-Mattia Schucan von Fairtiq. Die Stabilität des Systems sei sehr hoch, die Ratings der Kunden super. Da hat sich der Pioniergeist gelohnt. Das Thema von einem CICO-App habe ihn schon vor zwei Jahren beschäftigt, sagt Schucan, der mit seiner gleichnamigen Unternehmensberatungs-Firma vor allem Verkehrsunternehmen unterstützt. Vor einem Jahr ist der Entscheid gefallen, ein eigenes System zu entwickeln. Dieses ist nun seit Ende April dieses Jahres marktreif. Eine hervorragende Leistung für die Jungfirma mit sechs Mitarbeitern. Für Firmenchef Schucan ist dies ein Beweis, wie junge, agile und kleine Firmen schnell und effizient Innovationen umsetzen und auf den Markt bringen können.

Auch an der Entwicklung von lezzgo ist ein Berner Start-up beteiligt. Das App lezzgo wurde gemeinsam von der Berner Jungfirma approppo (vier Mitarbeiter), von der ebenfalls in Bern ansässigen IT-Unternehmen Puzzle ITC und von Zühlke Engineering im Auftrag der BLS entwickelt und ist jetzt seit Juni für iPhones im Testbetrieb. 

In naher Zukunft sollen in der Schweiz die Kunden im öffentlichen Verkehr über die ganze Reisekette und für die Bezahlung und Abrechnung einen einfachen Zugang mit eben solchen CICO-Apps haben. Deshalb sind die BLS, PostAuto und SBB eine Kooperation eingegangen, um die aktuellen technischen Lösungen im Herbst dieses Jahres im Regionalverkehr und auf ausgewählten Strecken des Fernverkehrs weiter zu testen. Damit wollen die Kooperationspartner die technologische Grundlage für einen gemeinsamen Standard schaffen, damit Apps wie Fairtiq und lezzgo in der ganzen Schweiz genutzt werden können.

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