„Es ist okay, als Branchenfremde sehr viel zu hinterfragen“

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Sophie Küsterling

25.01.2019
Gudrun Ongania, VEG and the City

Vor fünf Jahren öffnete der erste VEG and the City Store in Zürich. Unterdessen sind zwei weitere Läden hinzugekommen und aus dem Ein-Frau-Unternehmen von Gudrun Ongania ist ein Betrieb mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geworden. Wir haben die Gründerin nach den Ups and Downs und dem Erfolgsrezept befragt.

VEG and the City bietet Produkte rund um das Thema Urban Gardening an. Hinzu kommen Kurse, die das nötige Wissen vermitteln. Ihr Unternehmen gilt als Pionier in diesem Bereich. Wie wichtig war das für den Erfolg?

Gudrun Ongania: Mich hat überrascht, wie wichtig das «richtige Timing» wirklich ist. Ich bin überzeugt, hätte ich VEG and the City 1-2 Jahre vorher gegründet, wäre die Firma nicht da wo sie heute ist. Das Unternehmen kam gerade in dem Jahr auf dem Markt, als auch das Urban Gardening von Schweizer Medien thematisiert wurde und so haben wir natürlich viel Publicity erhalten und konnten uns als erste Firma zu dem Thema in der Schweiz positionieren.

Sie sind Quereinsteigerin. Am Anfang gab es sicher auch viel Skepsis gegenüber Ihrem Konzept.

Eines meiner wichtigsten Learnings ist, dass es okay ist als Branchenfremde sehr viel zu hinterfragen und ohne Vorwissen anzureissen - auch wenn man damit aneckt, weil „man es ja schon immer so gemacht hat“.

VEG and the City ist ursprünglich als Onlineshop gestartet. Was hat sich durch die Läden verändert?

Die Eröffnung des ersten Ladengeschäfts und damit der Eintritt in den stationären Handel war sicher der grösste Schritt in der Firmengeschichte. Dies erforderte neue Prozesse, weit mehr Personal und ein viel grösseres Sortiment, als wir es zuvor Online angeboten hatten. Auch mussten wir durch den Verkauf von Setzlingen und Pflanzen Produktionsaufträge vergeben und neue Lieferanten finden. Es wurde quasi einmal die ganze Firma auf den Kopf gestellt. Die Eröffnung der beiden anderen Stores im 2016 war auch noch einmal ein grosser Meilenstein, da sich die Mitarbeitendenanzahl verdoppelte und auch die Logistik sich änderte. Ansonsten konnten wir aber von den bereits erprobten Prozessen des ersten Ladens profitieren.

Gab es auch Angebote, die nicht ankamen?

Gelernt habe ich auch, dass man immer den Kundenwunsch, den Markt im Auge behalten muss und sein Angebot danach ausrichtet. Nicht jedes Angebot ist passend, aber auch nicht jeder Auftrag ist für uns gemacht. Das Projekt der Erntestationen haben wir etwa aufgegeben, da es so wie ursprünglich angedacht nicht umsetzbar ist. Erntestationen waren kleine – zwei auf zwei Meter grosse - Gewächshäuser, in denen Pflanzen übereinander angeordnet wuchsen. Es sind zwar noch immer drei Erntestationen bei einem Kunden in Betrieb, aber wir mussten feststellen, dass wir keine Gewächshausbauer sind und die Kombination von Gewächshaus und vertikalen Garten schwer zu verkaufen ist.

Wo steht Urban Gardening heute? Ist es auf dem Weg, sich zu etablieren?

Meiner Ansicht nach, ja – Urban Gardening ist viel verbreiteter. Auch wenn noch immer nicht jeder und jede Bescheid weiss. Gemüse und Kräuter auf dem Balkon sind mittlerweile trendy und gehören fast schon zum Alltag von vielen dazu. Dadurch, dass auch wieder vermehrt selbst gekocht wird und Essen zuhause mit Freunden richtig zelebriert wird, wollen auch mehr Personen Kräuter und Gemüse selbst anpflanzen. Auch möchte man sich durch das Gärtnern im Kleinen so richtig «erden» und einmal von der digitalen Welt abschalten. Und nicht zuletzt ist ein essbarer Garte für einige auch einfach ein neue Art den Balkon einzurichten und zu designen. Denn wie man zum Beispiel im Frau Gerolds Garten in Zürich sieht, kann ein essbarer Garten hipp und angesagt ausschauen.

Was sind die weiteren Pläne für das Unternehmen?

Momentan arbeiten wir an einer Expansion unseres Onlineshops und an einer Kooperation mit einem grossen Onlineshopanbieter um einen Teil unseres Sortiments auch vermehrt in der ganzen Schweiz zugänglich zu machen.

VEG and the City ist die Anbieterin für das biologische urbane Gärtnern in der Schweiz. Sie bietet den StadtbewohnerInnen den zu ihrem Lebensstil passenden Gemüsegarten und das damit verbundene Wissen. Dies um die verlorengegangene Verbindung zum Nahrungsmittel wieder herzustellen und  das Wissen des Selber-Gemüseanbauens für die nächsten Generationen zu bewahren. VEG and the City betreibt drei Stores im Raum Zürich und einen Onlineshop. Dort erhält man Bio-Samen und alles, was man für’s Gärtern braucht. Dazu bietet das Unternehmen eine urbane Gartenplanung und Gartenkurse an.

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