«In Sachen Entrepreneurship weht in Basel ein frischer Wind»

Please login or
register

Stefan Kyora

30.01.2018
Christian Elias Schneider

Christian Elias Schneider ist seit knapp einem Jahr Head of Innovation der Universität Basel. Wir haben ihn gefragt, wie die Innovationsinitiative der Hochschule Gründer unterstützt und mehr Startup-Spirit erzeugen will. 

In der Schweiz gilt Basel nicht als Startup-Hochburg. Wie viele Spin-offs wurden in der Vergangenheit an der Universität Basel gegründet?
Wir haben bisher den Begriff Spinoffs sehr streng definiert. Start-ups, die eng mit der Universität Basel verbunden sind, wurden teilweise gar nicht gezählt. Zudem war die Universität Basel bislang vor allem als Volluniversität mit langer Tradition und exzellenter Forschung bekannt. Die Zahl der Spinoffs bewegt sich in den letzten Jahren bei zwei bis vier Firmengründungen pro Jahr. Demensprechend waren Rollenbeispiele, Ansprechpersonen und das ganze Ökosystem an der Universität Basel nicht stark auf „Entrepreneurship“ ausgelegt. Dazu kommt, dass die meisten Spinoffs der Uni in technologieintensiven Bereichen wie Life Sciences und Medtech gegründet werden, was mit sehr grossen Investitionen verbunden ist. In den letzten Monaten stellen wir aber eine klare Aufbruchsstimmung fest: Im Jahr 2017 wurde mit fünf neu ausgegründeten Spin-Offs ein neuer Rekord aufgestellt.

Mit der Innovationsinitiative soll der Abstand zu führenden Universitäten verringert werden. Wer sind die Vorbilder und was sind die Ziele?
Wir richten uns klar international aus und lassen uns von global führenden Universitäten und Innovationsclustern, auch in Nordamerika und Asien, inspirieren. Am Ende lässt sich aber ein Umfeld nicht einfach 1:1 kopieren. Darum verfolgen wir einen eigenen Weg, welcher die Stärken Basels berücksichtigt. Natürlich nehmen wir uns zum Ziel, bei den Neugründungen stark zu wachsen. Am wichtigsten ist aber, dass Start-ups gut beraten und unterstützt werden. Die Jungunternehmer sollen die richtigen Ansprechpersonen haben und finanziell unterstützt werden. Damit wollen wir das Wachstum der Start-ups erleichtern und beschleunigen.

In der Schweiz gründen Personen, die sich für fähig halten ein Jungunternehmen zu starten, vor allem deswegen nicht, weil sie gutbezahlte und weniger risikoreiche Jobs in der Industrie als Alternative haben. Wie versucht die Innovationsinitiative Studenten und Wissenschaftler dennoch für die Gründung eines Startups zu sensibilisieren und zu motivieren?
Das Feedback von Studierenden und Forschenden der Uni Basel ist eindeutig: Ihr Interesse an der Start-up Welt ist gross. Bei vielen ist der Wille da, selber ein Start-up zu gründen. Offenbar ist dabei der Wunsch nach der Selbständigkeit vor allem bei einer jüngeren Generation ausgeprägt, und wir bedienen jetzt in Basel die bestehende Nachfrage. Über Auftritte in Vorlesungen, verschiedene Events wie den Innovation Day und einer aktiven Zusammenarbeit zwischen Universitätsverwaltung und Fakultäten versuchen wir, eine noch grössere Gruppe anzusprechen. Ein grosser Vorteil unseres Standortes ist die Nähe zu den grossen Firmen der Life-Science- und Medtech-Branche: Viele erfahrene Leute aus der Industrie haben Lust, den Gang in die Selbständigkeit zu wagen, teilweise auch in Partnerschaft mit der Universität. Daraus ergeben sich interessante Synergien, welche wir nutzen möchten.

Wie soll der Entrepreneurial Spirit konkret gefördert werden? Will die Initiative auch bei Professoren das Interesse am Technologietransfer wecken?
Sie sprechen eine heikle, aber sehr wichtige Frage an. Können und sollen wir von Professoren erwarten, dass sie ihre attraktive und stabile akademische Karriere verlassen und sich voll und ganz einem eigenen Start-up widmen? Ich meine, wir müssen hier flexibel sein und Zwischenlösungen zulassen. Unternehmerisch denkende Professorinnen und Professoren sollen sehr wohl angesprochen und ermutigt werden, Innovation entweder in Zusammenarbeit mit der Industrie oder selber in einem Start-up zu betreiben. Hier möchten wir den Professoren gezielt helfen, indem wir sie beispielsweise im Finden von Industriepartnern oder bei der Rekrutierung eines unternehmerischen CEOs für das Start-up unterstützen.

Beim Coaching und Mentoring setzt die Initiative auf die Zusammenarbeit mit Innosuisse. Oder gibt es auch eigene Coaching oder Mentoring-Angebote der Universität?
Wir entwickeln an der Uni Basel im Moment ein innovatives Coaching & Mentoring Konzept, welches sowohl in das bestehende Kursangebot, wie auch in die Gesamtstrategie der Innovationsinitiative eingebettet ist. Ziel ist, dass innovative „high-potential“ Projekte und Personen schnell und effizient gefördert werden. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit Akteuren wie der Innosuisse, aber auch mit Baselarea.Swiss oder der Start-up-Academy. Wir stehen auch in engem Austausch mit anderen Hochschulen in der Region Basel wie der FHNW und dem ETH D-BSSE, und wir nutzen unser Netzwerk im Ausland im Rahmen des European Campus, wo wir mit den Universitäten in Freiburg im Breisgau, Karlsruhe, Strasbourg und Mulhouse verbunden sind. In den nächsten Wochen wird die Universität Basel neu in Allschwil/BL einen Innovation Space eröffnen. Wir möchten Start-ups, Firmen mit Interesse an Innovationszusammenarbeit und andere Services unter einem Dach zusammenführen. Die Coaches der Innosuisse streben dabei eine rege Präsenz und Coaching-Arbeit im neuen Innovation Space an.  

Die Innovationsinitiative ist vor rund einem halben Jahr ins Leben gerufen worden. Was ist bis jetzt erreicht worden?
In Sachen Entrepreneurship und Innovation weht in Basel derzeit ein frischer Wind, wir spüren eine neue Dynamik. Die Start-up-Gründungen haben bereits zugenommen, und auch in Sachen Industriekooperationen arbeitet die Universität Basel gegenwärtig an mehreren Grossprojekten. Nun gilt es, diesen Schwung zu nutzen und unseren Innovation Space in Allschwil als erfolgreichen Hub zu etablieren. Der Kommunikation kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Mit dem Innovation Day haben wir am 10. November 2017 ein Highlight geschaffen, das auf grosse Resonanz gestossen ist. Das ausgezeichnete Feedback auf diese Premiere hat uns motiviert, und wir freuen uns auf die zweite Ausgabe im Oktober/November 2018.    

Mehr Informationen zur Innovationsinitiative auf der Webseite der Universität Basel.

0Comments

rss