Schweizer Logistik-Konzerne entdecken langsam innovative Start-ups

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04.01.2017
Logistik

Die global bedeutenden Schweizer Logistik-Unternehmen gehen nach einer aktuellen Marktanalyse die Digitalisierung eher zögerlich an. Immerhin sucht nun Kühne+Nagel den Kontakt zu Startups.

Als Standort global führender Unternehmen wie Kühne + Nagel und Panalpina nimmt die Schweiz weltweit eine der Spitzenpositionen in der Logistik ein. Der Gesamtumsatz der Branche in der Schweiz liegt bei gut 40 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr. Ausgerechnet die global führenden Schweizer Unternehmen gehen die Aufgabenstellungen der digitalen Transformation aber eher zögerlich an. Zu dieser Einschätzung kommt die Managementberatung Oliver Wyman in einer internationalen Marktanalyse.

Ob die Schweiz Branchenprimus bleibt, hänge auch davon ab, "wie es den Logistikern gelingt, ihr Geschäft zu digitalisieren", sagt Max-Alexander Borreck, Principal bei Oliver Wyman: "Viele Logistiker tun sich schwer, mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt zu halten. Start-ups hingegen sind flexibel und müssen nicht auf gewachsene Strukturen Rücksicht nehmen. Und sie beherrschen dieselben Big-Data-Ansätze wie die Start-ups aus der Personenmobilität, für die Uber das bekannteste Beispiel ist. Mit dieser Agilität und diesem Wissen können die innovativen Newcomer zu Schrittmachern der Branche werden."

Das Problem für die Schweiz: Die Finanzierung innovativer Transport- und Logistik-Start-ups findet bis dato vor allem in den USA und in Asien statt. In beiden grossen Märkten werden jeweils etwa 45 Prozent der globalen Investitionen in Logistik-Start-ups getätigt. Europa kommt lediglich auf fünf Prozent. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Venture-Capital-Unternehmen aus dem Silicon Valley, wie Kleiner Perkins Caufield & Byers oder Andreessen Horowitz. Diese Firmen haben die Veränderungspotenziale der digitalen Transformation für die Logistik erkannt und investieren verstärkt in diesem Bereich. Allein 2016 haben die führenden amerikanischen Venture-Capital-Firmen mehr als 250 Millionen Euro für Logistik-Start-ups ausgegeben.

In der Schweiz ist die SBB zwar schon seit längerem in Sachen Digitaliserung aktiv und arbeitet auch mit Startups zusammen, sonst erfolgt das Umdenken aber langsam. Seit 2016 engagiert sich Branchenführer Kühne + Nagel etwa bei dem Start-up-Bootcamp Smart Transportation & Energy, an dem sich übrigens auch SBB Cargo beteiligt. Ziel der Kooperation ist es, das Kerngeschäft von Kühne + Nagel mit jungen Unternehmen in Kontakt zu bringen und Innovationsimpulse zu sammeln. Insbesondere bei der Investition und Wachstumsförderung lokaler Start-ups bleibt die Schweizer Logistikwirtschaft aber zögerlich. Oliver Wyman-Principal Borreck: "Im deutschsprachigen Raum gibt es mehr als 40 interessante Start-ups im Logistikumfeld. Der Austausch mit Schweizer Logistikunternehmen findet bisher wenn überhaupt nur sehr zögerlich statt. Das kann langfristig zu einem Wettbewerbsnachteil für den Standort Schweiz werden."

Wie die Zusammenarbeit mit Start-ups gelingt
Aus der Sicht der Managementberater ist es mit einer reinen Kapitalbeteiligung an Start-ups meist nicht getan "Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Investition in Start-ups ist die Bereitschaft, das eigene Kerngeschäft radikal zu hinterfragen und zu digitalisieren. Die Start-ups sind gewissermassen die Katalysatoren dafür", sagt Joris D'Incà. Die Unternehmens-Organisationen müssten mithilfe schlanker Strukturen in Sachen Entscheidungsprozessen und Verantwortungs-regelungen deutlich agiler werden. Gleichzeitig sei die Entwicklung von Big-Data- und Analyse-Kompetenzen zu beschleunigen. Für den gesamten Prozess der digitalen Transformation müsse eine Roadmap mit klaren Vorgaben und Zeitabläufen angelegt werden. Die Partner in den Start-ups könnten dabei als Ideenlieferanten für Lösungen und Talent-Pools mitwirken und Tempo machen auf dem Weg zur digitalen Logistik.

Press Release (obs/Oliver Wyman) / SK

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