Gemeinsam gegen Startup-Bremser

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Stefan Kyora

19.08.2015

Gestern diskutierte im Zürcher Impact Hub ein hochkarätig besetztes Panel über die Rahmenbedingungen für Fintech-Startups. Im Mittelpunkt standen die Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungen, die Schwierigkeiten mit der Finanzierung und die Praxis der Aufsichtsbehörde Finma. Organisiert wurde der Anlass vom Verband Swiss Finance Startups.

„Vor zwei Jahren habe ich mich als Gründer eines Startups aus der Finanzbranche noch als eine Art Ausserirdischer gefühlt“, mit dieser Aussage begann Urs Häusler, Dealmarket CEO und Vorstandsmitglied der Swiss Finance Startups die Diskussionsrunde zu den Bedingungen für Fintech Startups in der Schweiz. Mittlerweile, so Häusler weiter, habe sich allerdings viel getan.

Dass sich viel getan hat, konnte man schon an der Veranstaltung selbst ablesen. Nicht nur war der Impact Hub bis zum letzten Platz gefüllt. Das Panel war auch sehr prominent besetzt. Mit Ruedi Noser und Jacqueline Badran waren eine prominente Nationalrätin und ein prominenter Nationalrat dabei. Hinzu kamen mit Holger Spielberg und Andreas Kubli Vertreter der Grossbanken Credit Suisse und UBS. Komplettiert wurde die Runde von Urs Häusler. Drei Themen beherrschten die Diskussion, von denen zumindest zwei auch für Startups aus anderen Branchen interessant waren.

SFS Event

 

Zu frühe Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungen
Bei den steuerlichen Rahmenbedingungen wurde eingehend über das Thema Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungen diskutiert. Mitarbeiterbeteiligungen sind ein ideales Mittel für Startups hochkarätige Personen anzuziehen ohne exorbitante Löhne zahlen zu müssen. Werden diese Beteiligungen aber zu früh als Einkommen und als Vermögen besteuert, wie dies heute üblich ist, fällt genau dieser Vorteil weg. „Besteuert werden sollte erst dann, wenn beim Mitarbeiter auch reales Einkommen anfällt“, meine Urs Häusler.

Jacqueline Badran und Ruedi Noser, die selbst aus dem Unternehmerlager stammen, war dies Thema alles andere als fremd. „Ich arbeite seit anderthalb Jahren an der Thematik und werde dazu nach den Wahlen auch im Nationalrat aktiv werden“, sagte Jacqueline Badran, die auch betonte, dass die notwendigen gesetzlichen Änderungen nicht so einfach zu bewerkstelligen seien.

Kein Venture Fund für Fintech
Ruedi Noser brachte mehrfach den Vergleich mit der Schweizer Life Science Branche zur Sprache. Diese habe in den letzten zwanzig Jahren ein Jahren ein Ökosystem aufgebaut, in dem auch Startups eine zentrale Rolle spielten. Eine wichtige Massnahme sei dabei die Einrichtung von Corporate Venture Funds der grossen Pharmafirmen gewesen, die in Startups finanzieren. Die anwesenden Grossbanken-Vertreter zeigten sich allerdings skeptisch gegenüber der Idee von hauseigenen Startup Funds für Fintech-Firmen. „Wir erweitern den Gestaltungsspielraum von Startups, in dem wir mit ihnen zusammenarbeiten ohne uns direkt an den Jungunternehmen zu beteiligen“, betonte etwa Holger Spielberg von der Credit Suisse.

Fintechs sind der Finma fremd
Das dritte Thema des Abends war die Praxis der Finma. „Jedes Startup will die Vorschriften einhalten“, sagte Urs Häusler, „wenn die Finma aber länger als ein halbes Jahr braucht, um einem Startup eine Auskunft zu erteilen, dann wird es für Jungunternehmen, die mit Geldern von Investoren arbeiten, eng.“ Ideal wäre eine Praxis, bei der die Finma schnell Auskunft gibt, so dass sich das Startup auch schnell anpassen könnte.

Auch diese Problematik war Badran und Noser bekannt. „Die Finma versucht momentan möglichst jedes Risiko auszuschalten, aber ohne Risiko gibt es keine Innovation“, sagte Noser. Zu ändern wäre dies allerdings nicht einfach.

Konkreter Input für Politiker ist gefragt
Badran und Noser zeigten sich sehr offen gegenüber den Anliegen der Startups. Wenn die Jungunternehmen die Rahmenbedingungen verbessern wollen, dann haben sie in den Augen der Nationalräte allerdings auch eine Bringschuld. Erstens sollten sie von sich aus die Nationalräte klar und detailliert über konkrete Probleme informieren. „Sie können nicht davon ausgehen, dass wir alle Probleme von Unternehmen schon kennen“, sagte Noser. Zudem betonten beide, dass sie nicht einfach im Interesse einer Branche handeln. Wenn Startups Probleme benennen, sollten sie deswegen auch immer erklären, warum die Schwierigkeit volkswirtschaftlich von Bedeutung ist.

Urs Häusler nahm den Ball auf. Er kündigte zum Beispiel an, dass die Swiss Finance Startups an einer Liste der grössten Probleme arbeite und dafür auch mit Juristen kooperiere. Allerdings betonte er auch, dass die Mittel des jungen Verbandes sehr begrenzt seien. Weitere Mitglieder und Unterstützer aus den Reihen der Grossunternehmen seien deswegen jederzeit willkommen.

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