"Für das SBB Start-up Programm haben wir in der Schweiz, Berlin und Tel Aviv Partnerschaften aufgegleist"

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13.01.2014

Kaum ein Jahr alt, ist das Startup-Programm der SBB heute bereits etabliert. Im Interview spricht Manuel Gerres,  Head of Start-up Relations und verantwortlich für diesen Bereich, über die wichtigsten Meilensteine, verrät die Highlights für das Jahr 2014 und erklärt, was die SBB mit der  israelischen Startup Szene zu tun haben wird.

Startupticker.ch: Herr Gerres, seit knapp einem Jahr sucht die SBB gezielt die Zusammenarbeit mit Start-ups. Mit wie vielen Jungunternehmen arbeitet die SBB heute zusammen?
Manuel Gerres: In 2013 haben wir uns rund 90 Cases angeschaut und sind nun mit circa 20 nationalen wie internationalen Startups im Rahmen unseres Startup-Programms im intensiveren Austausch. Fünf davon sind in unserem Co-Working Space an der Zürcher Zollstrasse untergebracht.  

Das Interesse der Startups ist offenbar hoch. Wo liegt der Nutzen für Jungfirmen bei einer Zusammenarbeit mit der SBB?
In erster Linie ist unsere Reichweite, unser starker Brand und die verschiedenen Kundenzugänge interessant . Ich gebe Ihnen gerne ein paar Beispiele: Wir befördern jeden Tag circa eine Million Passagiere. Unsere Kunden verbringen bis zu 60 Minuten in unserem Eco-System. Wir bieten vielfältige B2C- und B2B-Kundenansprachen im Zug, im und um den Bahnhof sowie auf zahlreichen Media-Flächen.

Was für Firmen sucht die SBB?
Im Fokus stehen Unternehmen mit einem klaren Geschäftsmodell und einem bereits am Markt befindlichem Produkt. Inhaltlich haben wir fünf Themenbereiche definiert, die SBB Startup bearbeitet: 1. cross-mediales Marketing. Hier wollen wir neue Produkte und Services rund um das Media-Inventar der SBB aufbauen: Produkte, die bestehende Medien innovativer werden lassen, oder auch Produkte, die unser Mediainventar zukünftig erweitern können. 2. Convenience and Commerce. Ein Beispiel in diesem Bereich ist die SBB GoodBox, ein spezielles Schliessfach am Bahnhof, in das man sich Produkte von Partnerunternehmen liefern lassen kann. 3. Payment and Loyalty. 4. Realtime Data und 5. Travelplus. In diesem Bereich geht es unter anderem um die Frage, welche neuen Services die SBB entlang der täglichen Reisekette unserer Kunden zukünftig anbieten kann. Hier sind wir sehr offen und kreativ in der Gestaltungsfreiheit.  Reisekette bedeutet für uns das klassische Penderverhalten und beginnt bereits  am Morgen noch vor dem Verlassen des Hauses und schliesst den Kreis mit der Heimkehr am Abend.

In die letzte Kategorie dürfte die Parkplatz-Sharing-Firma Parkit fallen. Parkit ist ja hier im Co-Working-Space von SBB Startup an der Zürcher Zollstrasse untergebracht. Wie ist der Stand der Dinge bei der Zusammenarbeit?
Parkit.ch ist eines von mehreren Projekten, die wir momentan „nach aussen sichtbar“ umsetzen. Erste Tests haben stattgefunden und SBB-Kunden nutzen die Parkit-App. Jetzt sollen die Tests noch ausgeweitet werden, um auf dieser Basis dann die nächsten Schritte zu planen

Wenn solche Test erfolgreich sind – wie geht es denn dann weiter? Wie könnte so ein Angebot in das SBB-Portfolio integriert werden?
Genau dafür haben wir im vergangenen Jahr einen Innovationsprozess definiert. Dies war ein sehr wichtiger Schritt für uns. Damit ist die Startup Initiative keine losgelöste Sache mehr, sondern im Konzern verankert. Dadurch können wir jetzt schneller und für beide Seiten transparenter gemeinsame Cases testen, aus diesen Tests lernen, potentiell Anpassungen vornehmen und operativ auf Relevanz bei unserem Kunden prüfen. Mit dem Ziel darüber neue gemeinsamen Produkte in die SBB Welt zu integrieren.

Das heisst für 2014 haben Sie sich einiges vorgenommen.
Das kann man so sagen. 2013 haben wir die Grundlagen für das SBB Start-up Programm gelegt, 2014 zünden wir die zweite Stufe. Dafür arbeiten wir unter anderen mit drei internationalen Key-Partnern zusammen, die uns beim Screening unterstützen werden. Aus der Schweiz  heraus ist dies investiere.ch, in Deutschland die Berlin Startup Academy und in Tel Aviv die Firma Neon. Die Partnerunternehmen mit entsprechendem Netzwerk in den Standorten werden dann angepasst an unsere Suchkriterien interessante und für uns relevante Startups und Businessmodelle liefern, die wir uns näher anschauen. Aktuell denke ich, dass gerade das Dreieck Schweiz/Berlin/Israel hohes Potential an guten und tragfähigen Ideen aufweist und die digitale Produktzukunft der Menschen mitprägen wird.

Und was ist konkret für die Schweiz in 2014 geplant?
Eine echte Premiere wird der erste Railpitch Summit am 3. April sein. Der Anlass findet im SBB Salonwagen auf der Fahrt von Zürich nach Genf statt. Ungefähr 10 Jungunternehmen können entlang der Strecke im fahrenden Zug pitchen. Das Publikum werden keine Investoren sein, sondern SBB-Kunden. Eine ideale Gelegenheit für Startups, um direkt von Endkunden Feedback zu erhalten.

Wird es auch wieder Pitch-Events für Startups geben, die mit der SBB zusammenarbeiten wollen?
Ja, absolut. Im neuen Co-Working-Space, den wir im Dezember bezogen haben, gibt es mehr Platz. Wir werden deswegen ein zusätzliches Startup aufnehmen und dies wieder in einem Pitch Event auswählen. Einen weiteren Pitch Event wird es im Rahmen des Collaborative Mobility Congress in Bern Anfang Mai geben. Die Gewinner werden ebenfalls in das Startup Programm der SBB aufgenommen.

Letzte Frage: In der Schweiz gehört die SBB mit ihrem Programm zu den Vorreitern bei der Zusammenarbeit von Konzernen und Jungunternehmen. Sehen Sie einen Trend, dass auch andere Grossfirmen solche Kooperationen in Zukunft eingehen werden?
Auf jeden Fall. Wir haben oft Besuchergruppen von Konzernen zu Gast, die über ähnliche Programme nachdenken. Bei vielen Grossunternehmen gibt es eine grosse Offenheit für externe Innovationen. Momentan sind die meisten Konzerne aber noch daran, ihr Modell für solche Zusammenarbeiten zu entwickeln.

Mehr Informationen zum Startup-Programm der SBB findet sich auf der Webseite des Programms. Der Flyer zum Railpitch-Event kann unten heruntergeladen werden.

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