„Wir entwickeln nichts ohne finanzielle Unterstützung von Pilotkunden“

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10.12.2013

Im Januar 2013 hat Stefan Zanetti mit zwei Kollegen qipp gestartet. Es ist bereits das dritte Unternehmen des Serial Entrepreneurs. Im Interview spricht er über seine grössten Fehler und verrät seine wichtigsten Ratschläge für Startups.

Herr Zanetti, worum geht es bei qipp?

qipp ist eine Art Facebook für Dinge. Jeder Mensch besitzt Dinge, die er besonders gut mag: Ein Fahrrad, eine Tasche, ein Mixer oder aber auch das Ölgemälde des Grossvaters. Diese Dinge interagieren heute aber nicht mit uns Menschen, sie helfen uns nicht, unser Leben mit ihnen einfach zu halten. qipp macht das möglich: innert Sekunden kann man auf qipp für die Dinge, die man liebt, ein digitales Profil eröffnen – und diese dann mit neuen Fähigkeiten „eqippen“. Zum Beispiel mit einer Erinnerung an den Garantieablauf oder der Möglichkeit, Freunden zu sagen, dass man dieses Ding ausleihen kann. Oder mit der Fähigkeit, via ein Ding eine Mail zu schreiben, um mich darüber zu informieren, dass es irgendwo gefunden wurde.

qipp ist bereits Ihr drittes Unternehmen. Wie kam es dazu?

Mit qipp habe ich ganz einfach eine Idee realisiert, die ich schon immer umsetzen wollte. Der Start von qipp hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass es bei meinem zweiten Unternehmen, der careware sehr gut läuft. careware hat sich zum grössten Full-Service White-Label E-Commerce Anbieter in der Schweiz entwickelt. Wir betreiben Internet-Shops für Energieversorger , Versicherungsgesellschaften und andere Unternehmen, die keine eigene E-Commerce-Infrastruktur aufbauen wollen. Der Erfolg kam nach einer Repositionierung im Jahr 2009. Als das Geschäft daraufhin anzog, habe ich bei careware die operative Verantwortung abgegeben und begonnen mir Gedanken zum nächsten Unternehmen zu machen.

Auf den ersten Blick scheint ein White Label E-Commerce Anbieter nicht viel mit dem Internet-der-Dinge-Startup qipp gemein zu haben.

Stimmt – aber beide haben ein B2B2C-Geschäftsmodell. Mit anderen Worten: Wir helfen den Unternehmen, die unsere Kunden sind, einen besonderen Service für Endkunden anzubieten, und entsprechend sind die Zusammenarbeitsmodelle und die notwendigen Fähigkeiten sehr ähnlich.

Dann können Sie Erfahrungen aus den bisherigen beiden Unternehmen nutzen, um in Ihrem dritten Startup Fehler zu vermeiden?

Ja, absolut. Wir werden zum Beispiel bei qipp keine weit reichenden Exklusivitäten mehr gewähren. Dies haben wir bei einer meiner anderen Firmen gemacht. Als es uns dann vertraglich erlaubt war, den Service auch anderen Unternehmen anzubieten, waren diese nicht mehr daran interessiert. Denn unser erster Kunde hatte das neue Angebot gut vermarktet und sich damit im Markt positioniert. Geholfen hat das am Schluss niemandem: Wir waren nicht in der Lage zu skalieren und der erste Kunde konnte auch nicht von Skaleneffekten profitieren.

Seit kurzem betont man auch in der Schweiz die grosse Bedeutung der optimalen Umsetzung einer Geschäftsidee für den Erfolg eines Startups. Sie als Serial Entrepreneur verfügen über einen grossen Erfahrungsschatz in Sachen Umsetzung. Können Sie Erstgründern einige Tipps geben?

Absolut. Unternehmen werden nie erfolgreich sein, wenn sie die Dinge nicht auf den Boden bringen. Bei uns sind es sehr einfache Regeln, die eine gute Umsetzung ermöglichen. Erstens ist der CEO hauptverantwortlich für Kunden. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht akquisitorisch tätig bin. Und auch sämtliche Geschäftsleitungskollegen betreuen Kunden. Diese Kundenorientierung gilt auch für die Entwicklung. Wir entwickeln nichts ohne finanzielle Unterstützung von Pilotkunden. Bei qipp wurde bereits die Ideenskizze von einem Partner finanziell unterstützt. Im Gegensatz dazu haben wir nur schlechte Erfahrungen gemacht, wenn wir zuerst ein Konzept umgesetzt haben und dann damit zu Kunden gegangen sind.

Stichwort Entwicklung: Sie setzen vermutlich auf ein agiles Vorgehen.

Richtig. Allerdings setzen wir keine bestimmte Methode buchstabengetreu nach Lehrbuch um, sondern gehen so vor, wie es für uns passt. Dies würde ich auch allen anderen IT-Startups raten. Wichtig dabei ist, dass die Mitarbeiter dies mitgestalten.

Mitarbeiten gelten als genauso matchentscheidend wie die Umsetzung. Was ist hier Ihr wichtigster Tipp?

Die Mitarbeiter müssen zum Startup passen. Sie müssen mit dem Chaos und den Arbeitszeiten zurechtkommen und verstehen, dass man im Jungunternehmen pragmatisch vorgeht und nie nach Lehrplan. Und sie müssen gestalten wollen. Es braucht völlig andere Leute in einem Startup als in einem Grossunternehmen.

Wie finden Sie die passenden Mitarbeiter?

Für uns ein wichtiger Weg ist die Beschäftigung von Werkstudenten. Auf diese Weise können beide Seiten gut lernen, ob man zueinander passt oder nicht. Wir haben die besten Mistreiter so rekrutiert.

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