Mit einem digitalen Tool zu guten Gewohnheiten

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22.04.2021
Bild: Die Collabree-Gründer Anjali Raja Beharelle, Michael Malcharek, Pascal Kurz (von links)

Collabree entwickelt eine Applikation, die Menschen hilft, Gewohnheiten zu verbessern. Damit soll unter anderem die Therapietreue von chronisch kranken Patienten dauerhaft erhöht werden. Investoren und erste Kunden konnte das Zürcher Start-up bereits überzeugen.

Manchmal ist die menschliche Psyche einfach gestrickt. Wir überbewerten kurzfristige Kosten und Nutzen und unterbewerten langfristige Konsequenzen. Grundsätzlich erleben alle Menschen diesen so genannten Present Bias, aber Patienten, die regelmässig einen Therapieplan befolgen müssen, weisen besonders häufig eine Tendenz auf, diesem Effekt zum Opfer zu fallen. Denn bei vielen chronischen Krankheiten ist kein unmittelbarer positiver Effekt nach der Medikamenteneinnahme bemerkbar und es treten auch oft keine sofortigen Symptome auf, wenn man auf die Einnahme verzichtet.

Dies trägt dazu bei, dass schätzungsweise 50 % der Patienten mit chronischen Krankheiten ihre Medikamente nicht einnehmen. Jedes Jahr sterben in Europa 200’000 Menschen dadurch vorzeitig. Es entstehen vermeidbare Gesundheitsausgaben in Höhe von rund 125 Milliarden Euro.

Das Zürcher Startup Collabree hat sich dieses Problems angenommen. Das derzeit vierköpfige Team entwickelt Applikationen, die die Nutzer sofort belohnen. Damit soll das Verhalten dauerhaft verändert werden. Eine erste klinische Studie in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Basel wird in Kürze gestartet. Dabei erhalten chronisch kranke Patienten während insgesamt drei Monaten zu Beginn jeden Monats ein Geldguthaben, das sich jedes Mal verringert, wenn sie ihr Medikament nicht nach Erinnerung nehmen. Nach drei Monaten soll durch diese externen Hinweise und Motivationsgeber eine Routine entwickelt sein und das Verhalten wird dadurch dauerhaft verändert .

Das Team führt bereits Gespräche mit Krankenversicherungen, die die Collabree-Applikation in Zukunft vergüten sollen. Noch bevor der erste klinische Test abgeschlossen ist, hat das Team aber bereits erste Kunden gefunden: eine Schweizer Spezialapotheke und einen deutschen Hersteller von Blutdruckmessgeräten. Mit dem deutschen Unternehmen überprüft man derzeit gemeinsam, ob sich die Applikation von Collabree auch bei Patienten positiv auswirkt, die regelmässig ihren Blutdruck überprüfen müssen.

«Grundsätzlich eignet sich unsere Innovation, um Verhalten jeder Art zu verändern. Damit lässt sich zum Beispiel auch die Regelmässigkeit von Schlafzeiten erhöhen oder die Screen-Time von Jugendlichen senken», erklärt Mitgründer Pascal Kurz. Auch die Belohnungen müssen nicht unbedingt monetärer Natur sein, denn die Motivation kann sehr unschiedlich aufgebaut werden. Es können motivierende Nachrichten sein oder etwa ein Video des Enkels. Der Ansatz gemeinsam mit diesem breiten Anwendungsfeld hat auch bereits Investoren überzeugt. In einer ersten Finanzierungsrunde hat das Startup 680'000 Franken gesammelt, die nächste soll noch dieses Jahr folgen.

(Stefan Kyora)
Bild: Die Collabree-Gründer Anjali Raja Beharelle, Michael Malcharek, Pascal Kurz (von links)

 

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