"Die Eigendynamik im Ökosystem nimmt eindeutig zu"

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Stefan Kyora

24.04.2019
Regula Buob

1989 wurde zum ersten Mal der Preis der W.A. de Vigier Stiftung verliehen. Wir haben uns zum Jubiläum mit Regula Buob, Geschäftsführerin der Stiftung über Neuerungen im Jubiläumsjahr, das Alumni-Netzwerk und den Nutzen des Awards für Preisträger und Finalisten unterhalten.

Frau Buob, wird es zum dreissigjährigen Jubiläum der W.A. de Vigier Stiftung ein grosses Fest geben?

Regula Buob: Nein, wir wollen nicht uns selbst feiern, sondern lieber die Startups. An der Preisverleihung im Mai wird es allerdings eine Überraschung geben, die ich jetzt noch nicht verraten werde.

Die grösste Neuerung, die es in diesem Jahr beim Award gab, war der Selection Day, an dem 60 Bewerber um den Einzug ins Finale gepitcht haben. Wie ist der Anlass angekommen?

Sehr gut. Wir haben neben ehemaligen Gewinnern und Finalisten ausgewählte Investoren eingeladen. Das Interesse bei den potenziellen Geldgebern der Startups war grösser als wir angenommen hatten. Auf der anderen Seite haben wir auch realisiert, dass die Startups daran interessiert sind, zu pitchen. Nicht zuletzt wollte der Stiftungsrat zeigen, wie hoch die Qualität der Startups heute ist und dass es keine Phrase ist, wenn wir jedes Jahr die Herausforderung bei der Auswahl der Gewinner betonen. Ich denke, auch das ist gelungen.

Dann wird es den Selection Day nächstes Jahr wieder geben?

Ja, das beabsichtigt der Stiftungsrat.

Neben Investoren waren ehemalige Gewinner und Finalisten am Selection Day. Unterstützt die Stiftung auch sonst den Aufbau des Netzwerks unter den Startups?

Absolut. Die Stiftung hat über 200 Unternehmen ausgezeichnet, die ältesten davon wurden Mitte der achtziger Jahre gegründet. Wir spüren, dass das Interesse der Alumni an den neuen Firmen zunimmt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier in Zukunft zu Partnerschaften kommen wird, die den bereits etablierten Alumni hilft, innovativ zu bleiben und die den jungen Startups den Weg in den Markt erleichtert. Die Eigendynamik nimmt im Ökosystem eindeutig zu.

In den vergangenen 30 Jahren ist viel passiert, auch die Zahl der Preise für Startups hat stark zugenommen. Sie konnten dennoch dieses Jahr einen neuen Rekord bei den Anmeldungen verbuchen. Warum bewerben sich die Gründer beim Preis der de Vigier Stiftung?

Was die Gründer schätzen ist unsere Unabhängigkeit und dann natürlich, dass bei uns das Preisgeld à-fonds-perdu vergeben wird. Es sind keine Bedingungen an den Gewinn geknüpft. Später realisieren die Gewinner und Finalisten dann auch, dass sie von unseren Events und Workshops profitieren können.

Ein wichtiges Thema in diesen Workshop ist Leadership. Worum geht es da konkret?

Wir bieten den Unternehmern die Möglichkeit, die eigene Praxis zu reflektieren und daraus Schlüsse zu ziehen, zum Beispiel, dass das Team ergänzt werden muss oder welche Verbesserungen man prioritär angehen will. Praktisch jeder Gründer kommt mit ein oder zwei konkreten Massnahmen aus diesen Workshops.

Was sind typische Beispiele dafür?

Viele Startups haben Potenzial bei der Imagepflege nach innen, das heisst, dass man Erfolge dem Team mitteilt und auch feiert. Oft stecken die Gründer so tief im Alltagsgeschäft, dass sie nach erreichten Meilensteinen einfach weiterarbeiten. Für den Zusammenhalt und die Motivation ist es jedoch wichtig, diese Erfolge zu würdigen. Ein zweites typisches Thema ist das Verhältnis zu Investoren. Um Vertrauen zu schaffen und ein Fundament für eine Partnerschaft aufzubauen, sollten Gründer kontinuierlich kommunizieren und auch Gelegenheiten schaffen, wo man sich einmal ohne Agenda austauschen kann.

Letzte Frage: Die niedrigen Zinsen bedeuten schwierige Zeiten für Stiftungen. Wird die Stiftung weiterhin jedes Jahr fünf Startups auszeichnen, die jeweils 100’000 Franken gewinnen?

Ja absolut! Wir vergeben seit 30 Jahren jeweils 100'000 CHF an Jungunternehmer und seit 13 Jahren wurden immer 500'000 Franken, also das Maximum, vergeben und dabei soll es auch bleiben. In diesem Zusammenhang hat sich die Stiftung bereits auch weiteren Donatoren geöffnet.

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