«400 Blockchain-Unternehmen warten auf eine Lösung»

Please login or
register

Sophie Küsterling

05.04.2018
Daniel Rutishauser

Eine Taskforce hat sich mit ICOs, Token, Banken und Cybersecurity befasst. Am Blockchain Summit vom 25. bis 26. April wird Bundesrat Johann Schneider-Amman die Empfehlungen offiziell entgegennehmen. Daniel Rutishauser von der Beratungsfirma inacta verspricht sich viel davon.

Ende März haben inacta und Lakeside Partners die interaktive Crypto Valley Karte lanciert. Sie deckt die ganze Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein ab. Lag das Crypto Valley nicht im Kanton Zug?

Der Ball kam in Zug ins Rollen. Mit der Ankündigung, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, machten die Zuger Behörden internationale Schlagzeilen. Der tatsächliche Auslöser für den Boom war aber der Zuzug von Ethereum. Unterdessen ist die Marke Crypto Valley über den Kanton hinausgewachsen. Andere Kantone wie Zürich, Genf oder Tessin holen rasch auf. Insgesamt zählt unser Verzeichnis über 400 Unternehmen im Blockchain-Umfeld, und es kommen laufend welche hinzu.

An wen richtet sich die Karte?

Die Karte richtet sich an nationale und internationale Gründer, Startups sowie Investoren. Startups gewinnen beispielsweise Überblick über die verschiedenen Dienstleister, die sie in ihrem Vorhaben unterstützen. Wir wollten aber auch nachvollziehbar aufzeigen, wie gross das Crypto Valley tatsächlich schon ist und was es zu bieten hat, um so auch einen internationalen Pull-Effekt zu kreieren.

Die Kryptoszene machte vor allem wegen ihrer unglaublichen Dynamik Schlagzeilen. Was sind die aktuellen Trends?

Die Krypto-Technologie ist noch in der Early-Adopter-Phase. 2017 war das Jahr der Startups, 2018 wird das Jahr der Corporates. Heute interessieren sich auch Grossfirmen wie PwC für die Technologie. Die Szene ist reifer geworden, und best practices kristallisieren sich heraus. Umgekehrt bedeutet das, dass sich die Zeit der spektakulären ICOs mit mehr als 100 Millionen tendenziell zu Ende neigt.

Und doch ist nicht alles perfekt.

Die FINMA hat im Februar in ihrem Rundschreiben die Rahmenbedingungen geklärt. Auch wenn es Punkte gibt, die noch der Klärung bedürfen, sind die liberalen Auslegungen gute Nachrichten für die Szene. Ein Wermutstropfen ist jedoch, dass die Schweizer Banken die Entwicklung des Crypto Valleys noch nicht wirklich mitmachen. Krypto- oder Blockchain-Unternehmen können häufig keine Schweizer Bankkonten eröffnen. Eine Blockchain Taskforce, die auf Initiative der Branche entstanden ist, hat nun Empfehlungen erarbeitet. Am Blockchain Summit von Ende April wird Bundesrat Johann Schneider-Amman sie entgegennehmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir innovative Vorschläge sehen werden.

Wie wichtig ist es, dass die Schweizer Banken mitziehen?

Sehr wichtig. Denn die Industrie ist sehr jung und niemand ist an einen spezifischen Standort gebunden. Man geht also dorthin, wo die Bedingungen am besten sind. Zieht der Schweizer Finanzplatz nicht mit, kann es sein, dass sich Startups in Zukunft für einen anderen, attraktiveren Standort – zum Beispiel Liechtenstein – entscheiden werden. Das wäre schade, denn die Blockchain-Technologie bietet ein unglaubliches Potential für den Standort Schweiz.

Stichwort Standort: Weiss man, wie viele Arbeitsplätze die Branche bisher geschaffen hat?

Wir sind momentan daran, Angaben dazu zu erheben und in die Crypto Valley Map einzufügen. Wir wollen auch herausfinden, wie viele der Mitarbeitenden tatsächlich in der Schweiz wohnen und Steuern zahlen. Es kann aber von über 2‘000 Beschäftigten ausgegangen werden.

0Comments

rss