„Wir können Startups jetzt auch beim Wachstum unterstützen“

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Stefan Kyora

20.09.2017
Peter Niederhauser, Michael Sidler

Im August hat Redalpine ihren dritten Fonds geclosed. Insgesamt hat der Zürcher Risikokapitalinvestor nun deutlich über 100 Millionen Franken under management. Wir haben mit Peter Niederhauser (Bild links) und Michael Sidler, beide Gründungspartner bei Redalpine, gesprochen. 

Im August konnten Sie Ihren dritten Fonds in trockene Tücher bringen. Ich nehme an, es gab eine grosse Party? Peter Niederhauser (PN): Nein. Für uns ist das Auflegen von Fonds und das Einwerben von Investorengeldern mehr eine kontinuierliche Sache. Es hatte bereits ein erstes und zweites Closing gegeben und wir haben schon insgesamt sieben Investments aus Redalpine III getätigt. Ein achtes ist bereits unterschrieben.

Über wie viel Mittel verfügt der neue Fonds?
PN: Die Höhe der Mittel in unseren Fonds kommentieren wir grundsätzlich nicht.

Aber der neue Fonds ist deutlich grösser als Redalpine I und Redalpine II?
PN: Ja, das stimmt.

Und insgesamt hat Redalpine heute über 100 Millionen under management?
Michael Sidler (MS): Das können wir auch bestätigen. Es ist ein guter dreistelliger Betrag.

Werden Sie jetzt mehr Investments eingehen?
PN: Nein, das ist nicht geplant. Im Moment betreuen wir im Durchschnitt 20 bis 24 Startups. Die Zahl wollen wir auf 25 bis 28 erhöhen. In erster Linie verwenden wir die neuen Mittel, um bei weiteren Finanzierungsrunden mitziehen zu können. Wir haben jetzt die Möglichkeit, unsere Portfolio-Unternehmen auch beim Wachstum zu unterstützen.

Wer sind Ihre Investoren? Und sind auch Pensionskassen dabei?
MS: Pensionskassen gehören nicht dazu. Bei den Geldgebern handelt es sich um Unternehmer, Family Offices und einige wenige Corporates.

Wie konnten Sie die Investoren überzeugen?
PN: Der Track Record ist ganz entscheidend. Wir können eine sehr gute Performance auf nachhaltiger Basis nachweisen. Wichtig ist dabei, dass nicht nur der Return stimmt, sondern dass die Entwicklung auch gleichmässig und ohne grosse Einbrüche verläuft.

Kontinuität gibt es ja auch beim Team und der Strategie. Obwohl es ja recht ungewöhnlich für einen VC-Fonds ist, sowohl in ICT- als auch in Life Sciences Startups zu investieren.
MS: Wir investieren in der Tat die eine Hälfte unserer Mittel in Life-Sciences und die andere in Tech-Startups. Dies war vor allem ungewöhnlich als wir gestartet sind. Für uns hat sich dies aber sehr bewährt. Damit konnten wir Risiken hedgen. Wichtig ist dabei auch noch, dass wir nur in Life Sciences Startups investieren, bei denen ein Markteintritt absehbar ist. Deswegen interessiert uns zum Beispiel Diagnostik nicht aber Medikamentenentwicklung.

Was muss ein Startup mitbringen, damit Redalpine einsteigt?
PN: Das wichtigste ist das Team. Bevor wir investieren schauen wir uns das Verhalten und die Eigenschaften genau an und überprüfen, ob das Team wirklich Weltmeister werden will, ob das Feuer und die Leistungsbereitschaft für die ungeheure Herausforderung da ist. Es sollten keine Nerds sein. Und wir müssen gut mit Ihnen zusammenarbeiten können.

Dann gehört Redalpine zu den aktiven Investoren?
PN: Wir sind ein sehr aktiver Investor. Zum Teil hat das Team täglich Kontakt mit den Startups. Wir sehen uns als Service Center für die Unternehmen. Dazu gehört, dass wir Türen öffnen, bei der Erarbeitung der Strategie aber auch zum Beispiel bei der Rekrutierung unterstützen. Kommt hinzu, dass wir jeweils sehr aktiv ein Syndikat zusammenstellen, in dem sich die Stärken der einzelnen Investoren ergänzen. Dementsprechend suchen wir Startups, die diese Unterstützung schätzen.

Sie sind in der Schweiz sehr aktiv. Wie gross ist der Anteil, der in die Schweiz fliesst?
MS: Das ist in den beiden Bereichen sehr unterschiedlich. Bei den Life Sciences Firmen sind es ungefähr 80 Prozent, bei den Tech-Startups nur 20. Wir wollen ja nicht Heimatschutz betreiben, sondern die besten Investments machen.

Sehen Sie im Schweizer ICT-Bereich eine Wende zum Besseren?
PN: es gibt schon eine Entwicklung und es gibt immer wieder auch gute Startups. Aber in der Schweiz ist es noch nicht gelungen, einen Cluster zu bilden, der sich mit Berlin oder London vergleichen lässt. Wir hoffen sehr, dass sich dies mit Initiativen wie digitalswitzerland oder auch dem Crypto Valley ändert. Und wir würden es sehr begrüssen, wenn es mehr Player im Venturecapital-Bereich gäbe. Alle Versuche, die dies ändern wollen wie der Swiss Enterpreneurs Fund oder die Initiative von Henri B. Meier sind extrem wichtig und eine Riesenchance für die Schweiz.

MS: Man muss schon sehen, dass die Schweiz bei IT-Startups „late to the party“ ist. Und auch die Kosten zum Beispiel für einen Ingenieur sind hier in Zürich praktisch doppelt so hoch wie in Berlin. Aber auf der anderen Seite steht natürlich ein grosses Know-how bei den so genannten Deep Technologies. Grundsätzlich sind wir deswegen für die Schweiz optimistisch.

Und wie wird es mit Redalpine weitergehen? Ist nach dem Fundraising vor dem Fundraising?
MS: Das kann man so sagen. Wir wollen relativ schnell Redalpine IV auflegen und mit dem Fundraising nächstes Jahr starten. Das finale Closing streben wir für Ende 2019 an. 

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