Cleantech-Startups: der lange Weg zum Erfolg

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02.09.2014

Am Talk Plus des Luzerner Technoparks sprachen die Gründer von vier erfolgreichen Cleantech Startups über ihre Erfahrungen, darunter Climeworks, Bluetector, Anerdgy und vorteco. Obwohl alle diese Jungunternehmen technisch sehr ambitionierte Produkte entwickeln, lag die zentrale Herausforderung nicht in der Technik, sondern in einem ganz anderen Bereich.

Climeworks hat einen Filter entwickelt, der CO2 aus der Luft filtert. Das Gas kann danach weiter verarbeitet werden, etwa zu Treibstoff. Benutzt man für die Filterung und die Verarbeitung CO2-neutrale Energie, zum Beispiel überschüssigen Strom aus Wind- und Solarkraftwerken, dann erhält man nicht nur einen klimaneutralen Treibstoff, sondern auch einen interessanten Speicher für Strom aus erneuerbarer Energie.

Die Idee klingt nicht nur in Ohren von Laien nahezu unglaublich. „Erfahrene Leute haben oft behauptet, es gehe nicht“, berichtete Climeworks Ko-Gründer Jan Gebald am Technopark Talk Plus im Luzerner Technopark. Es ging aber doch: Anfang September lancierte Climeworks das erste Standardprodukt. Es geht um eine Anlage, die 50 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Luft filtert. Die Anlage ist modular aufgebaut, so dass sich auch grössere Mengen filtern lassen. Sie wird am SwissECS diese Woche erstmals vorgestellt.

Zudem glaubt bereits ein ganz Grosser an die Technik. Climeworks konnte eine Partnerschaft mit Audi eingehen, nachdem der deutsche Autohersteller die Technologie und das Startup gründlich durchleuchtet hatte. Die Idee besteht darin, die Filter einzusetzen, um CO2-neutrales Gas als Treibstoff für den Audi A3 g-tron zu erzeugen.

Ähnliche Geschichten konnten auch die anderen drei Gründer erzählen. Mehrere von ihnen waren ebenfalls mit der Skepsis von Experten konfrontiert und haben die technischen Herausforderungen lösen können. Claude Urbani, CEO der auf Kleinwasserkraftwerke spezialisierten vorteco etwa sagte: „Wir konnten den Wirkungsgrad unserer verbesserten Wasserwirbelkraftwerke deutlich mehr steigern, als wir am Anfang gedacht hatten.“

Regulatorische Anforderungen als Stolperstein
Trotzdem musste Urbani die Strategie seines Unternehmens während des Aufbaus grundsätzlich umstellen. Der Grund waren regulatorische Anforderungen. Die vorteco baut kleine Wasserkraftwerke, die ein geringes Gefälle von zum Beispiel einem Meter ausnutzen. Ursprünglich wollte Urbani zuerst den Schweizer Markt erobern. Doch kleine Wasserkraftwerke sind in Schweizer Flüssen nicht erwünscht. Und so peilt das Unternehmen nun den ausländischen Markt ausserhalb von Europa an. Hier sei die Nachfrage gross, berichtete der CEO.

Auch David Din von Bluetector hat seine Erfahrungen mit Vorschriften gemacht. Das Bluetector-System reinigt Abwasser, das mit Chemikalien oder Giftstoffen verunreinigt und sonst nur schwer zu entsorgen ist. Den Markteintritt hat das Startup bereits geschafft. Der zweite Schritt besteht nun darin, aus den bei der Reinigung anfallenden Reststoffen Energie zu gewinnen. Ursprünglich wollte Din brennbare Pellets herstellen. Auch dies war wegen regulatorischer Anforderungen unmöglich. In der Zwischenzeit hat sich allerdings herausgestellt, dass in den Reststoffen, ein relevanter Teil Öl enthalten ist. Am Technopark Talk Plus zeigte Din ein Fläschchen mit Öl, welches er aus Klärschlamm extrahiert hatte. Das Öl aus den Reststoffen will Din nun nutzen.

Schnelle Anpassung der Strategie als Erfolgsfaktor
Im Laufe des Abends im Technopark Luzern wurde auf der Basis der Erfahrungen dann ein zentraler Ratschlag für angehende Cleantech-Unternehmer formuliert. Auch wenn man das regulatorische Umfeld gut abklärt, kann es zu Überraschungen kommen. Und wenn sich der ursprüngliche Plan als nicht durchführbar erweist, sollte man nicht zögern, sondern dazu bereit sein, schnell und entschlossen die Strategie zu ändern. Wie die Beispiele zeigten, kann man auf diese Weise erstaunlich schnell auf die Erfolgsstrasse zurückkehren.

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