Startup Standort Schweiz: Denkanstösse mit einem Schuss Optimismus

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17.10.2014

Am Mittwoch ging in Zürich die Veranstaltung „Die Schweiz – Innovationsweltmeister aber nicht Gründungsweltmeister“ über die Bühne. An dem von der Seca organisierten Event diskutierten Experten wie Dietmar Grichnik und Adrienne Corboud Fumagalli über die Stärken und Schwächen des Startup Standorts Schweiz. Zudem gab es News zum „Zukunftsfonds“.

Die Seca-Abendveranstaltung startete mit einem Referat von Dietmar Grichnik, Professor für Entrepreneurship und Technologiemanagement an der Universität St. Gallen und wissenschaftlicher Leiter des Startupmonitors. Er illustrierte anhand verschiedener Studien, dass die Schweiz im internationalen Vergleich nicht zu den führenden Startup Nationen gehört. So findet sich etwa keine Schweizer Region in der Liste der wichtigsten 20 Startup Hotspots weltweit. Diese Liste wurde vom Startup Genome Project erstellt.

Interessant war Grichniks Vergleich zwischen der Startup-Szene und der Schweizer Medtech-Industrie. In Sachen Medizintechnik gehört die Schweiz zu den führenden Nationen und wird auch weltweit so wahrgenommen. Dies zeigt, dass die Schweiz über die notwendigen Voraussetzungen verfügt, um in Hightech-Branchen und damit auch bei den Startups weltweit eine Rolle zu spielen.

Im Laufe des Abends wurde dann intensiv darüber diskutiert, warum die Schweiz in Sachen Startups dennoch nicht zu den Besten gehört. Dabei wurden auch immer pragmatische Massnahmen zur Verbesserung der Situation genannt.

Drei Themen standen im Mittelpunkt:

Schwierige Partnersuche
Netzwerke funktionieren in der Schweiz nicht besonders gut. Dietmar Grichnik konnte mit Zahlen aus dem Startupmonitor nachweisen, dass sich schon die Startups untereinander schlecht kennen. Noch schwieriger ist es Kontakte zu Grossunternehmen, zu potentiellen Mentoren oder zu spezialisierten KMU zu knüpfen. Gleichzeitig sind Kontakte aber enorm wichtig. Dies betonte auch Adrienne Corboud-Fumagalli, Vize-Präsidentin für Innovation und Valorisation an der ETH Lausanne. Sie wies darauf hin, dass die erfolgreichsten Unternehmer häufig auch erstklassige Mentoren hatten und nannte als Beispiel Steve Jobs, der vom Intel-Gründer Robert Noyce als Mentor betreut wurde. Ein Beispiel, wie man das Netzwerk von Startups verbessern kann, lieferte Corboud-Fumagalli auch. An der ETH Lausanne vermittelt man Startups seit diesem Jahr so genannte Sales Angel, die den Jungunternehmen helfen, zu ihrem ersten Abschluss zu kommen.

Unternehmerkultur
Zwar gibt es heute viel Ausbildungsangebote für Startup-Gründer. Doch ein Kulturwandel zu mehr unternehmerischen Denken und Handeln würde voraussetzen, dass möglichst viele Menschen möglichst früh mit dem Thema ihre Erfahrungen machen können. So forderte Dietmar Grichnik etwa die Förderung unternehmerischen Verhaltens auf allen Stufen des Bildungssystems.

Finanzierung
Der Zugang zu Finanzmitteln wird von Schweizer Startups als wichtiger behindernder Faktor beim Aufbau eines Unternehmens gesehen. Wie Thomas Heimann von der Seca ausführte, sind derzeit vor allem Finanzierungen zwischen 5 und 15 Millionen Franken kritisch. Zudem fliesst nach wie vor wenig Geld von Schweizer Investoren in Schweizer Startups.

Optimismus beim Zukunftsfonds
Der Zukunftsfonds soll die Lage beim Schweizer Risikokapital verbessern. Dieser privatwirtschaftlich organisierte und gehaltene "Zukunftsfonds Schweiz" soll vom Bundesrat initiiert werden und auf Wunsch der Pensionskassen deren zukunftsträchtige Anlagen zur Betreuung übernehmen, kurz gesagt: mehr Pensionskassengelder in Startups lenken. Nachdem National- und Ständerat eine entsprechende Motion angenommen haben, wurde nun eine Arbeitsgruppe unter anderem mit Vertretern des Staatssekretariats für Wirtschaft und der Seca gebildet. Ebenfalls mit dabei ist Jean-Philippe Tripet von der Investmentgesellschaft Aravis Ventures. Er äusserte sich an der Veranstaltung sehr optimistisch zum Zukunftsfonds und sagte: „Ich bin überzeugt, dass wir uns schnell finden und dass es für den Zukunftsfonds kein neues Gesetzt braucht. Ich bin zuversichtlich, dass wir sehr schnell, sehr gut vorankommen.“

Seit kurzem verfügt der Zukunftsfonds über eine eigene Webseite: http://www.zukunftsfondsschweiz.ch

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