Steuerstreit: Zürich bleibt Sonderfall

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Jost Dubacher

19.05.2016
Stadt Zürich

Das Steueramt des Kantons Zürich (KSTA) hat über seine Position zur privaten Besteuerung von Jungunternehmern informiert. Das Fazit: Der grösste Schweizer Kanton hält an seiner Praxis fest und bewertet die Aktien von Startups ab dem vierten Geschäftsjahr auf der Grundlage der jeweils letzten Finanzierungsrunde.

Nun ist es also raus: Jungunternehmer, die erfolgreich Wachstumskapital einsammeln, werden im Kanton Zürich auch künftig zur Kasse gebeten. Ihre Aktien werden ab dem vierten Geschäftsjahr teilweise und ab dem sechsten voll nach dem Verkehrswert gemäss der letzten Finanzierungsrunde  bewertet. Daraus ergeben sich erhebliche Auswirkungen auf die private Vermögenssteuer der betroffenen Unternehmer.

Die bürgerlichen Parteien im Zürcher Grossen Rat haben bereits ein dringliches Postulat in dieser Sache angekündigt. Sie wollen, dass Zürich seinen nationalen Sololauf in Sachen Unternehmer-Besteuerung abbricht.

Aber auch die Unternehmer reagierten: Im Blog der Swiss Startup Association erschien ein Interview mit dem Chef des Zürcher Startups Stafffinder. Viktor Calabro gab an, dass er wegen der umstrittenen Zürcher Praxis ins Schwyzerische Wollerau gezogen sei.

Das macht Sinn, weil sich Schwyz offenbar über die Bewertungen aus Zürich hinwegsetzt und nach der sonst üblichen Substanzbewertung vorgeht. Genauso wie etwa auch der Kanton Thurgau, wie eine Nachfrage beim dortigen Steueramt ergab.

Dass Kantone die Unternehmensbewertungen anderer Kantone in Frage stellen ist nicht üblich. Normalerweise übernehmen sie die Bewertungen der Nachbarn. Der Startupticker weiss von einem Biotech-Unternehmer, dessen – mehrmals finanzierte - Firma in Basel-Stadt aufgrund der Substanz bewertet wurde, und der im Kanton Aargau auf dieser Basis Steuern zahlt.

Im vergangenen Jahr sind im Kanton Zürich rund 50 Startup-Finanzierungen über die Bühne gegangen. Den Beteiligten drohen nun happige Vermögenssteuern. Mittelfristig wird das Beispiel von Victor Calabrò deshalb wohl Schule machen. Der eine oder andere Jungunternehmer wird sich privat aus dem Kanton Zürich verabschieden.

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