Kritik am Startup Standort

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Stefan Kyora

29.06.2016

In einem aktuellen Ranking der europäischen Startup Hotspots ist Zürich vom 14. auf den 15. Rang abgerutscht. Dies liegt an starken Aktivitäten anderer Regionen, aber auch an Zürcher und Schweizer Schwächen. Steuern sind dabei ein wichtiges, aber nicht das einzige Problem.

Rankings geben nur einen Ausschnitt der Realität wieder. Dennoch können sie wichtige Anhaltspunkte bieten, vor allen Dingen dann, wenn man sie über einen gewissen Zeitraum verfolgt. Deswegen sollte auch das Startup Hub Ranking von EU Startups ernst genommen werden. Im Ranking findet sich Zürich auf dem 15. und damit letzten Platz. Damit hat Zürich einen Rang gegenüber dem Vorjahr verloren. Weitere Schweizer Städte haben es nicht in die Top 15 geschafft.

In den letzten Monaten sind die Rahmenbedingungen für Startups in der Schweiz wiederholt kritisiert worden. Hier eine Zusammenfassung.

Die Steuererhöhung für Gründer und Business Angel im Kanton Zürich entwickelt sich zum Dauerthema. Während andere Kantone die Aktien von KMU und Startups mit der so genannten Praktikermethode bewerten, verwendet die Steuerbehörde des Kantons Zürich seit dem dritten Quartal 2014 letztbezahlte Emissionspreise von Kapitalerhöhungen als Basis für die Vermögenssteuer. Hohe Vermögenssteuerrechnungen bei Gründern von Hightech-Unternehmen und deren Business Angels sind die Folge.

Der nationale Startup-Förderer venturelab wollte es genau wissen und hat eine Umfrage lanciert, um die Konsequenzen der neuen Zürcher Steuerpraxis auf Startups zu untersuchen: 85% der Befragten ziehen einen Umzug in Betracht. Während 33% Ausschau nach einem Standort in einem anderen Kanton halten, wollen 37% die Schweiz verlassen. 15% sind bezüglich Standort noch unentschlossen. An der Umfrage haben 61 Jungunternehmen teilgenommen.

Ein weiterer Dauerbrenner für Schweizer Startups ist die Rekrutierung von geeignetem Personal. Bereits am Swiss Fintech and Digitization Day hatten Vertreter von Startups aber auch von Akzeleratoren Wirtschaftsminister Schneider-Ammann die schwierige Situation erläutert. Sie betrifft zum einen das Beschaffen von Arbeitsbewilligungen für potenzielle Mitarbeiter aus Ländern ausserhalb der EU. Zum anderen drohen nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative Bürokratie und Beschränkungen auch bei der Rekrutierung von Personen aus der EU. In einem aktuellen Artikel im Tagesanzeiger wiederholten Schweizer Internet-Startups nun noch einmal diese Kritik.

Desweiteren hat sich die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auch die Teilnahme von Startups an europäischen Forschungsprogrammen erschwert. Am so genannten SME-Instrument können Schweizer Unternehmen nicht mehr teilnehmen. Bei der sonstigen Teilnahme sind sie ein weniger attraktiver Partner als Startups aus anderen Ländern. Wie sich dies in Zukunft entwickelt, hängt von den Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative ab.

Grundsätzlich gibt es bei allen drei Kritikpunkten Aktivitäten, die eine Verbesserung der Lage erreichen sollen. Beim Thema Vermögenssteuern sind neben venturelab und Politikern weitere Player wie zum Beispiel die Swiss Biotech Association aktiv. Auch in Bern steht das Thema Startups auf der Tagesordnung. Zu hoffen ist, dass die verschiedenen Vorstösse zum Erfolg führen, so dass die Schweiz nicht weiter an Attraktivität als Startup Standort verliert.

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